Fussball

Kavlak hört auf: "Ich schaffe es leider nicht mehr"

Eine große Karriere geht zu Ende. Ex-Rapidler Veli Kavlak verrät im "Heute"-Interview, dass ein Comeback im Profi-Fußball kein Thema mehr ist.

Erich Elsigan
Veli Kavlak 2016 auf der Besiktas-Bank
Veli Kavlak 2016 auf der Besiktas-Bank
Imago

Veli Kavlak trug 31 Mal das ÖFB-Trikot, eroberte mit Rapid und Besiktas Istanbul je zwei Meistertitel. Dass keine weiteren dazukommen würden, war lange zu befürchten - nun ist es gewiss. Der 33-Jährige, der seit zehn (!) Jahren mit Schulterproblemen zu kämpfen hat, hat seine Comeback-Pläne verworfen. Im "Heute"-Interview klärt der Mittelfeld-Stratege auf.

Herr Kavlak, Sie sind nie offiziell vom Profi-Fußball zurückgetreten. Planen Sie nach wie vor ein Comeback? Das letztes Pflichtspiel bestritten Sie im Jänner 2017.

"Eigentlich ist es so gut wie vom Tisch. Es stimmt schon, ich habe nie eine offizielle Stellungnahme abgegeben, weil ich mental zerstört war. Ich war sehr traurig, wollte es lange nicht wahrhaben. Aber ich schaffe es leider nicht mehr."

Das heißt, die Schulter macht noch immer Probleme?

"Genau. Ich habe zwar verschiedene Therapien in Anspruch genommen, hatte viele Operationen, habe wirklich versucht, zurückzukommen. Aber ich musste mir eingestehen, dass es nicht mehr geht. Leider."

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    Wie viele Operationen waren es insgesamt?

    "An der Schulter waren es neun. Insgesamt waren es 15."

    Wie und wann hat der Leidensweg begonnen?

    "Am Ende der ersten Saison bei Besiktas, also 2012, hatten wir ein Liga-Spiel. Ich bin ganz blöd auf dem Boden aufgekommen, hatte dann Schmerzen an den Rippen und an der Schulter. Beim MRT war laut Ärzten aber nichts zu sehen. Ich war verwundert, weil es wirklich weh getan hat. Ich musste mit Schmerzen weiterspielen, weil ich laut Diagnose offiziell nichts hatte. Ich habe dann gemerkt, dass es immer schlimmer wird, habe unter chronischen Schmerzen weitergemacht. Auch beim Nationalteam wusste man das, die Klub-Ärzte bei Besiktas ebenfalls. 2018 hat sich herausgestellt, dass bei dem MRT, bei dem man damals sagte, es sei nichts, der Abriss am Serratusmuskels zu sehen gewesen wäre – bei ganz genauem Hinschauen. Das ist ein ganz wichtiger Muskel, der aber sehr selten reißt. Deshalb haben die Ärzte vermutlich nicht darauf geachtet. Ich habe es teuer bezahlt, denn die Schmerzen wurden chronisch. Es wurden in der Folge auch andere Strukturen verletzt."

    Lässt sich abschätzen, wie viel Geld die Behandlung insgesamt gekostet hat?

    "Ich habe sehr, sehr viel Geld investiert, will gar keine Zahl nennen. Ich habe wirklich alles dafür getan, zurückzukommen – finanziell und mental. Ich habe mich gegen das Karriereende gestemmt."

    Haben Sie im Alltag Schmerzen? Gibt es Dinge, die Sie wegen der Schulter nicht machen können?

    "Hin und wieder habe ich Probleme, aber ich mache weiterhin Therapie. Ich arbeite mit einem deutschen Neuro-Athletiktrainer, der mir Übungen gibt. Nicht mehr mit dem Fokus, auf den Platz zurückzukehren. Sondern mit dem Ziel, im Alltag keine Schmerzen zu haben. Ich mache in letzter Zeit gute Fortschritte."

    Was treiben Sie abseits der Therapie?

    "Ich habe mich vor einem Jahr bei der ÖFB-Trainerausbildung angemeldet. Es steht jetzt die B-Lizenz an. Wir hatten schon drei Module, am 18. September ist das vierte. Ich bereite mich langsam auf das Trainer-Dasein vor, versuche, mich weiterzuentwickeln. Vor wenigen Tagen war ich in Dortmund bei Edin Terzic. Er war damals bei Besiktas mein Co-Trainer."

    Wo leben Sie?

    "Ich befinde mich aktuell in Istanbul, hier ist mein Lebensmittelpunkt. Ich bin nur ab und zu wegen der Trainer-Lizenz in Wien. Die mache ich nämlich beim ÖFB."

    Angesichts Ihrer Geschichte ist kaum zu glauben, dass Sie erst 33 Jahre alt.

    "Das höre ich oft. Vom Alter her könnte sich doch noch ein Comeback ausgehen (lacht). Abgesehen von der Schulter bin ich fit."

    Sie wurden zwei Mal Meister mit Rapid, zwei Mal mit Besiktas – wohin wäre die Reise ohne Verletzung gegangen?

    "Diese Frage stelle ich mir sehr oft vor dem Schlafengehen. Ich habe ja sogar mit Verletzung sehr gute Leistungen gebracht, wurde Kapitän von Besiktas. Es ist schwierig zu beantworten. Ich hatte keine schlechte Karriere, aber es wäre natürlich viel mehr möglich gewesen. Ich bin dennoch dankbar, nicht unzufrieden."

    Sie sind absoluter Türkei-Experte. Die Austria bekommt es am Donnerstag mit Fenerbahce zu tun. Wie stehen die Chancen?

    "Fenerbahce ist Favorit, aber bei denen ist der Druck extrem groß. Sie haben länger keinen Titel geholt. Der Druck hemmt die Spieler, geht auch auf die Fans über. Wenn die Austria Phasen hat, in denen sie drücken kann, könnte Fenerbahce nervös werden. Daheim spielen sie vor rund 50.000 Fans."

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      Auch in Wien leben viele Fenerbahce-Fans – drohen der Austria von der Stimmung zwei Auswärtsspiele?

      "Das kann nicht nur so sein, das wird sicher so sein."

      Wie gefällt Ihnen der aktuelle Rapid-Kader?

      "Ich muss sagen, ich kenne die neuen Spieler noch zu wenig. Letztes Jahr hat mir Ljubicic sehr gut gefallen, der ist mir sofort ins Auge gestochen mit seiner Spielintelligenz. Anderen Klubs aber offensichtlich auch."

      Rapid würde ein gestandener "Sechser" oder "Achter" gut tun – eigentlich wären Sie genau der Spieler-Typ, der gesucht wird.

      "Es wäre ein Traum gewesen, zu Rapid zurückzukehren. Vielleicht klappt es als Trainer eines Tages. Ich werde mich weiterbilden, hospitieren und den nächsten Schritt wagen."

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