Wien

Kebap-Verkäuferin verfolgte Bewaffneten mit Wischmopp

Ein Unbekannter bedrohte Imbiss-Verkäuferin Maria L. mit einem Gewehr und flüchtete. Die resolute Wienerin verfolgte den Mann mit einem Wischmopp ...

Christine Ziechert
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Kebap-Verkäuferin Maria L. (59) zeigte Zivilcourage.
Kebap-Verkäuferin Maria L. (59) zeigte Zivilcourage.
Helmut Graf

Seit zehn Jahren arbeitet Maria L. (59) als Verkäuferin eines Kebap-Standes in der Vorgartenstraße (Leopoldstadt). Bedroht wurde sie noch nie – bis Montag. Wie "Heute" berichtete, richtete gegen 13 Uhr ein Unbekannter mehrmals ein (Luftdruck-)Gewehr auf sie, sagte dabei kein Wort: "Ich hatte sofort die Bilder vom Terror-Anschlag in der Innenstadt vor Augen", meint die gebürtige Polin im "Heute"-Gespräch.

Maria L. versteckte sich im Imbiss, gab vor, die Polizei anzurufen: "Ich habe fast schon geschrien." Der Täter hörte das Gespräch und flüchtete. Ohne zu zögern, sprintete die 59-Jährige hinterher – mit einem Wischmopp als Waffe: "Ich hatte Angst, dass er vielleicht andere Menschen tötet. Ich wusste ja nicht, dass es kein echtes Gewehr ist."

"Ich bin auf ihn losgegangen, damit er niemanden verletzt" - Kebap-Verkäuferin Maria L. 

Mit dem Mopp schlug sie dann auf den Bewaffneten ein, bis sich das Magazin aus dem Gewehr löste: "Mit dem Fuß habe ich es unter einen Bus geschleudert." Zwei junge Männer halfen ihr und fixierten den Mann, bis die Polizei kam. "Ich konnte den Kunden nachher keinen Kebap machen, weil meine Hände so gezittert haben", ist Maria L., die seit 40 Jahren in Wien lebt, noch immer fassungslos.

Der Pole wurde verhaftet und wegen des Verdachts der gefährlichen Drohung sowie gemäß dem Waffengesetz (aufrechtes Waffenverbot) angezeigt. Der Grund für die Attacke: Der Mann hatte geglaubt, Maria L. sei die Mutter eines Bekannten, der ihm noch viel Geld schuldet. Mit dem Luftdruck-Gewehr wollte er ihr Angst einjagen.