Mit rosa FFP2-Maske setzte sich Martina H. (56) Donnerstag (25.4.) am Wiener Landesgericht auf die Anklagebank "Ich hab’ Diabetes. Meine Gesundheit ist mein größter Wert", ließ die Pensionistin die Richterin wissen. Das eigentliche Thema der Verhandlung lautete aber schwerer Diebstahl und Verleumdung.
Die Pensionistin soll ihrem Ex-Mann vier Diamanten im Wert von mindestens 50.000 Euro, Golddukaten um 4.200 Euro und 6.500 Euro Bargeld entwendet haben. Die Ehe wurde bereits 1998 geschieden, dennoch konnten Martina H. und ihr Ex nicht voneinander lassen. "Wir hatten eine On-Off-Beziehung", erklärte die resolute Angeklagte. Im Herbst 2023 war wieder einmal Schluss – ein dramatisches Nachspiel folgte.
Am 6.9.2023 kam die Wienerin angeblich unangekündigt in die Wohnung ihres Ex-Partners in Mödling, um ihre Sachen abzuholen. Sie hatte einen Wohnungsschlüssel. "Mandi" war nicht zu Hause. Das habe sie gewusst, weil sein Auto nicht vor der Türe stand. Was sie nicht wusste: Ihr Verflossener hatte nach der Trennung eine Videoüberwachung in der Wohnung installiert. Über eine App am Handy sah er seiner Ex 1,5 Stunden lang zu, was sie in der Wohnung machte.
"Wo haben Sie die vier Diamanten eigentlich gefunden?", wollte die Richterin wissen . "In der Schachtel einer elektrischen Zahnbürste am Balkon", gab die Verdächtige zu Protokoll. Der Ex-Partner hatte aus Angst vor Tresordieben seine Wertsachen überall in der Wohnung versteckt. Zu den Vorwürfen bekannte sich Martina H. "nicht schuldig". Denn: "Mir ist es nicht ums Geld gegangen. Es war Zorn und Rache für jahrelangen emotionalen Missbrauch. Ich wollte ihn bestrafen." Sie habe die Diamanten zuerst gar nicht als solche erkannt. "Ich dachte, es sind Glaskugeln." Ihr Ex hätte sich die Wertsachen jederzeit wieder abholen können. "Er hat ja gewusst, wo ich wohne."
"Der Fall ist der Beweis dafür, dass man alte Geschichten nicht mehr aufwärmen soll", meinte Privatbeteiligten-Vertreter Herbert Pochieser vor Prozessbeginn zu "Heute". Die Polizei fand bei der Hausdurchsuchung die Diamanten schnell wieder. Sie lagen in einer Schachtel auf einem Kasten. Was mit den Golddukaten und dem Bargeld passierte, ist aber unklar "Wir fordern Geldersatz und die Übernahme der Verfahrenskosten", so Anwalt Pochieser.
Die 56-Jährige musste sich auch noch wegen Verleumdung verantworten. Sie soll gegenüber der Kripo fälschlicherweise angegeben haben, ihr Ex-Mann habe die vier Diamanten selbst "vermutlich entwedet" und sich dadurch "schwerst bereichert. "Das Ende einer toxischen Beziehung", meinte Verteidiger Niki Haas, der seiner Mandantin immer wieder Verhaltenstipps im Gerichtsaal geben musste. Urteil: 18 Monate bedingt, dazu 10.700 Euro Schadenersatz. Der Spruch ist noch nicht rechtskräftig, für Martina H. gilt die Unschuldsvermutung!