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Keglevic über Waltz: Mein Freund, der Hollywoodstar!

Heute Redaktion
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Regisseur Peter Keglevic gab seinen tiefgründigen Charakteren einst ein unbekanntes Gesicht, das heute weltberühmt ist. Christoph Waltz, am 24.10. Stargast bei der Viennale.

1994 kreuzten sich ihre Wege in Köln ("Er zeigte mir dort das sortimentreichste Schallplattengeschäft, in dem wir Stunden verbrachten. Wir hatten uns viel zu erzählen!"), Regisseur Peter Keglevic besetzte Charakterrollen wie den Amokläufer von Euskirchen („Tag der Abrechnung", 1994) und den zerrissenen Schlagerstar Roy Black („Du bist nicht allein", 1996) daraufhin mit dem damals noch unbekannten Christoph Waltz. Dann, später, kam „Inglorious Basterds", der Rest ist (Film-)Geschichte.

Waltz-Tribute bei Viennale

Am 24.10. trifft Peter Keglevic seinen Freund beim Auftakt zu dessen Tribute beim internationalen Filmfest in Wiener Gartenbaukino, mit uns erinnert er sich an die Anfänge einer großen Karriere: "Ich hatte vorher und nachher nie wieder so einen Schauspieler. Er steigt hinab in den Abgrund des menschlichen Urschlamms und spiegelt den Menschen wider, wie man ihn vorher nicht gesehen hat. Im Guten und im Bösen."

"Die Figur war leblos"

Beim Dreh zur Roy-Black-Story (läuft am 27.10, Metrokino) passierte etwas, was der Filmemacher nie vergessen wird: "Als wir Roy Black drehten, unterbrach ich am ersten Drehtag, nach drei Stunden, den Dreh. Etwas stimmte nicht. Grundsätzlich nicht. Die Figur war leblos. Wie tot. Dann entfernten wir alles, was Christoph vorher aufgebürdet worden war: die perlweiße Zahnschiene (Roy Black hatte wunderbare weiße Kacheln), die millimetergenaue Frisur, die einstudierten Handstellungen und Bewegungsabläufe, die Gewichtmanschetten um die Fußgelenke, die ihn schwerer machen sollten – und plötzlich stand Christoph, befreit von allem, wie nackt da und spielte nun Roy Black durch sich alleine – und wurde so zu dieser berührenden Figur, wie wir sie aus dem Film kennen."

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"Er war immer freundlich und höflich"

Tiefschürfende Charaktere spielte der gebürtige Wiener seither genug, die beste Rolle vermag aber selbst sein Weggefährte nicht auszumachen: "Im Diesseits gehört sicher ,Roy Black' dazu und der Entführer Cilov in der ,Oetker-Entführung'. Jenseits des Atlantiks, Hans Landa in ,Inglourious Basterds'. Ja, natürlich auch seine Rolle in ,Der Gott des Gemetzels' von Roman Polanski. Ich mochte ihn ja sehr in 'Wasser für die Elefanten', wo er einen brutalen Zirkusdirektor spielt." Und was unterscheidet den zweifachen Oscar-Star von seinem einstigen Alter Ego? „Nichts. Er war immer freundlich und höflich. Er hat halt heute mehr zu erzählen, weil er mehr in der Welt herumkommt und mehr erlebt."

Roman-Debüt mit 66

Keglevic legte aber auch selbst eine internationale Regiekarriere hin und, nach 20 Jahren (!) Recherche, erschien nun sein aberwitziger Romanerstling „Ich war Hitlers Trauzeuge" (Knaus, 576 Seiten, 27 Euro).

Inhalt

Ostersonntag 1945. Ganz Berchtesgaden ist auf den Beinen. Zum 13. Mal wird der große Volkslauf „Wir laufen für den Führer" gestartet: eintausend Kilometer in zwanzig Etappen durch das Tausendjährige Reich. Der Sieger darf Adolf Hitler am 20. April persönlich zum Geburtstag gratulieren. Doch im Frühjahr 1945 ist es nicht mehr leicht, eine stattliche Läuferschar aufzubieten. Dank Leni Riefenstahl, die das Ereignis begleiten und den großen Durchhaltefilm drehen soll, gerät der untergetauchte Jude Harry Freudenthal in den Pulk der Läufer. Damit rettet die Regisseurin Harry vor dem Erschießen. Der irrwitzige Lauf nach Berlin wird für Harry, der sich Paul Renner nennt, zur Odyssee – durch Deutschland und durch sein erinnertes Leben.

Lesungen am 4.11. und 12.11.

"Ich lese daraus während der Buch Wien/Österreichische Buchwoche am 4.11. in Salzburg und am 12.11. in Wien. Und vielleicht gibt mir ja noch Christoph Tipps, wie ich damit erfolgreich über das Große Wasser komme."