Das Auslaufen der Übergangsfristen für Zuwanderer aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten am 1. Mai 2011 führte in Österreich zu keinem Ansturm an ausländischen Arbeitskräften. Die Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt blieben marginal, die Situation von Migranten/-innen ist schwieriger geworden. Das zeigt die aktuelle Quartalsanalyse des oberösterreichischen Arbeitsmarktes.
Das geringe Wirtschaftswachstum ist auf dem oberösterreichischen Arbeitsmarkt spürbar: Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg um 1,4 Prozent, der Arbeitskräfteüberschuss - erstmals seit zwei Jahren - um 2,9 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr wuchs die Zahl der Arbeitslosen sogar um 7,6 Prozent.
Auch wenn es in den ersten Monaten nach der Arbeitsmarktöffnung zu einem Anstieg der Zuwanderung gekommen ist, ist die Arbeitslosigkeit nicht signifikant angewachsen. Das WIFO schätzt, dass sich die Arbeitslosenquote um lediglich 0,08 Prozent erhöht hat.
Forderung nach besserer Bezahlung
Ausschlaggebend dafür war, dass der Zeitpunkt der Arbeitsmarktöffnung mit einer guten Konjunkturlage im zweiten Quartal 2011 zusammenfiel. Allerdings kam es zu einem verstärkten Konkurrenzdruck zwischen "neuen" und "alten" Zuwanderern. "Das hängt mit der starken Konzentration von ausländischen Arbeitskräften in bestimmten Branchen wie Landwirtschaft, Gastronomie oder in Leiharbeitsfirmen zusammen. Und diese sind bekannt für prekäre Beschäftigung, harte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung", erklärt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
"Durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit wurden vor allem das Angebot an saisonalen Beschäftigungen und die ohnehin hohe Dynamik auf dem österreichischen Arbeitsmarkt erhöht", so Kalliauer.
Fachkräfte bleiben weiter aus
Ausgeblieben ist der von der Wirtschaft erhoffte Andrang an gut ausgebildeten Fachkräften aus Drittstaaten. Um diese nach Österreich zu locken, wurde die Rot-Weiß-Rot-Karte eingeführt, die bisher von etwas mehr als 1500 hoch qualifizierten Zuwanderern genutzt wurde. "Einerseits will man gut qualifizierte Arbeitskräfte holen, gleichzeitig verwehrt man ihnen den Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten, indem man Bildungsabschlüsse nicht anerkennt", kritisiert der AK-Präsident und fügt hinzu: "Mich überrascht es nicht, dass sich gut ausgebildete Menschen andere Länder für ihre berufliche Zukunft aussuchen. Länder, in denen man ihre Ausbildung anerkennt und in denen das gesellschaftliche Klima weniger fremdenfeindlich ist."
Die AK fordert die automatische Anerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen und Kompetenzen bei der Ausstellung der Rot-Weiß-Rot-Karte.