Österreich

Kein Arzt für 13-Jährige: Daran starb das Mädchen

Weil die Eltern des Kindes (13) ärztliche Hilfe verweigert hatten, starb die 13-Jährige. Das Jugendamt übernahm jetzt die restlichen sechs Kinder.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Ein unfassbares Drama ist jetzt ein Fall für die Staatsanwaltschaft Krems: Eine 13-Jährige aus dem Bezirk Krems-Land musste sterben, weil die Eltern aus religiösen Gründen einen Arzt strikt ablehnten ("Heute" berichtete).

Die Chronologie des Dramas: Bereits Anfang Juni 2017 klagte das Mädchen über massive Beschwerden im Bauchbereich. Das Kind hatte eine chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Daraufhin wurde – nach einem Hinweis aus dem Umfeld der Familie – das Jugendamt informiert, nach Gesprächen mit den Eltern bekam das Mädchen medizinische Hilfe, die 13-Jährige wurde im Wiener SMZ-Ost-Spital behandelt. Im Juli gab es einen Kontrollbesuch von Seiten der Jugendwohlfahrt. Die damals 11-Jährige war dann angeblich beschwerdefrei.

Heuer verschlechterte sich der Zustand des Mädchens wieder, im September soll es ihr sehr schlecht gegangen sein. Doch die Eltern sollen aus religiösen Gründen (Anm.: sie gehören einer Glaubensgemeinschaft) medizinische Hilfe abgelehnt haben. Das Ehepaar, welches von Deutschland in den kleinen Ort im Bezirk Krems-Land (rund 500 Einwohner) gezogen war, soll dem Mädchen beim Sterben regelrecht zugesehen haben. Am 17. September 2019 starb die 13-Jährige schließlich im Elternhaus. Nach dem Tod des Kindes wurden die Eltern verhaftet und sitzen in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft Krems leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes ein.

6 Kinder untergebracht

Die restlichen sechs Kinder (3 bis 16) der beiden Deutschen werden jetzt von der Jugendwohlfahrt betreut, sind in Betreuungstätten des Landes NÖ untergebracht. Die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SP) spricht von einer Tragödie: "Im Juni 2017 haben wir nach einem Hinweis der Familie geholfen, im Juli 2017 gab es einen Kontrollbesuch, da schien alles in Ordnung zu sein."

Die Eltern gehören offenbar einer Freikirche an. Die Freikirchen in Österreich (FKÖ) sind seit 2013 eine anerkannte Religionsgemeinschaft und grundsätzlich keineswegs gegen medizinische Behandlungen. Freikirchen sind locker im Stil und konservativ in den Inhalten. Babys werden nicht getauft, nur Teenager und Erwachsene auf eigenen Willen.

Es gibt zahlreiche Unterordnungen, die Mitgliederzahl in Österreich beträgt mehrere Zehntausend. Seitens des Dachverbandes distanziert man sich von der Familie, die betroffene Freikirche sei entweder keine österreichische oder nicht im Dachverband.