Wirtschaft

Kein Billig-Fleisch: Handel soll Bauern fair behandeln

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger pflichtet der deutschen Kanzlerin Merkel bei: Sie fordert faire Beziehungen zwischen Handel und Bauern.

Heute Redaktion
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Symbolbild
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Bild: picturedesk.com

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will die Bauern in ihrem Verhältnis zu den mächtigen Handelsketten unterstützen. Die Diskussion schwappt aus Deutschland nach Österreich über. Die dortige Kanzlerin Angela Merkel hat sich dem Problem angenommen.

Es geht darum, dass Lebensmittel in Supermärkten oft zu billig sind, um auch die Hersteller, die Landwirtschaft, fair zu entlohnen.

Faire Bedingungen

Merkel forderte die Handelsketten auf, "faire Bedingungen" im Umgang mit Bauern einzuhalten. Köstinger gefällt das und bezieht sich auf Österreich, wenn sie sagt: "Unsere Bäuerinnen und Bauern stehen unter enormem Druck. Sie liefern 365 Tage im Jahr Lebensmittel in Top-Qualität und müssen im Wettbewerb der internationalen Billigstproduktion von Agrarkonzernen bestehen. Daher begrüßen und unterstützen wir die Initiativen der deutschen Bundeskanzlerin."

Sie erinnert daran, dass während der österreichischen Ratspräsidentschaft eine EU-Richtlinie dazu ausgegeben wurde. In Österreich soll die Richtlinie sogar vorzeitig mit 2020 umgesetzt werden, andere EU-Staaten müssen bis 1. Mai 2021 nachziehen.

Konkret geht es dabei um zu lange Zahlungsfristen, kurzfristige Stornierungen verderblicher Lebensmittel und das Tragen der Kosten für Preisnachlässe.

Österreich will zudem eine Schlichtungsstelle einrichten, an die sich betroffenen Landwirte auch anonym wenden können, wenn sie Opfer von unfairen Geschäftspraktiken geworden sind.

Bauernproteste in Deutschland

Vor allem in Deutschland wird derzeit heiß diskutiert. Dort werden Lebensmittel im Vergleich zu Österreich billiger verkauft, die Bauern wehren sich mittlerweile vehement. Nach einer missglückten Werbung des Supermarktes "Edeka" zum Beispiel ("Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten") mussten sie Proteste der Bauern aushalten.

Auch wenn der Supermarkt später nur die Stadt namens Essen gemeint haben will. Dumpingpreise - vor allem für Fleisch - gibt es immer wieder. Den Bauern und auch der Politik missfällt das. 1 kg Hühnerschenkel um 2,89 Euro: "Das geht gar nicht", so die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner (CDU), "Wie soll eine Bauernfamilie von solch einem Preis leben?"

"Bei uns ist es auch nicht so lustig", sagt die österreichische Bauernvertretung zum "Standard". Auch wenn es nicht ganz so schlimm sei, wie in Deutschland. Im EU-Vergleich liegen die österreichischen Preise für Fleisch und Fisch weit über dem Durchschnitt.