Österreich

Kein Geld für Fernwärme – Wiener Familie muss frieren

Eine Alleinerzieherin und ihre Kinder mussten frieren, weil sie die hohen Energiekosten nicht mehr zahlen konnte.

Sandra Kartik
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Doris Z. musste zwei Monate lang mit ihren Kindern ohne Heizung leben.
Doris Z. musste zwei Monate lang mit ihren Kindern ohne Heizung leben.
Getty Images/iStockphoto (Symbol)

Die steigenden Energiekosten werden für immer mehr Österreicher zur Belastung. Viele können Strom und Gas nicht mehr bezahlen. Auch die Wienerin Doris Z. (Name geändert) hat es im letzten Jahr eiskalt erwischt. Die Mama von drei kleinen Kindern wurde hochschwanger von ihrem Partner verlassen. Sie bekam ihr Baby im ersten Lockdown. "Ich war ganz alleine und mit der Situation total überfordert", schildert die 27-Jährige in "Heute". Sie hatte Angst vor dem Virus und der Zukunft. "Ich wurde richtig depressiv". Nach der Trennung von ihrem Ex-Freund schlitterte sie in eine finanzielle Notsituation: Sie geriet in Verzug bei der Miete. Alles Geld, das sie besaß, steckte sie in die Rückzahlung und Essen für ihre drei Kinder (8, 5 und 1). 

Durch die hohen Rückzahlungsbeträge für die Mietschulden konnte Doris Z. ihre Heizkosten nicht mehr bezahlen. Der jungen Mutter wurde deshalb im Oktober des Vorjahres die Fernwärme abgedreht. "Wir lebten zwei Monate lang ohne Heizung, das war schlimm", blickt sie nur ungern zurück. Die Wienerin hatte eine Nachzahlung von mehreren tausenden Euro für Mietrückstände und Energiekosten zu bewältigen. "Ich habe kein Erspartes und niemanden, der mich finanziell unterstützt." 

Backofen als Wärmespender

Um die Wohnung für ihre Kinder halbwegs zu wärmen, hatte sie einen elektrischen Heizkörper für ein Zimmer und den Backofen. "Wir haben jeden Tag gebacken – Brot, Kekse oder Pizza. So wurde es ein bisschen wärmer", versuchte sich die verzweifelte Mama selbst zu helfen. Nachts schliefen alle mit dicken Socken und warmen Decken im Wohnzimmer „Wir haben uns zusammengekuschelt und so geschlafen. Wir haben auch viel warm getrunken“, schildert die Alleinerzieherin die prekäre Situation.

„Ich habe mich als schlechte Mutter gefühlt. Dass man im 21. Jahrhundert keine laufende Heizung im Haus hat, war für mich unvorstellbar. Nie hätte ich geglaubt, dass mir so etwas passiert“, erzählt sie traurig. Sie bekam den Tipp, sich an die Ombudsstelle der Wien Energie zu wenden. Das Rote Kreuz übernahm dann in Zusammenarbeit rund die Hälfte von Doris Z.s Energierückständen, sodass die Fernwärme pünktlich zu Weihnachten wieder eingeschaltet werden konnte. "Ich bin sehr stolz auf meine Kinder, dass sie das alles so gut gemeistert haben."

Österreichern droht Energiearmut

„Es kann nicht sein, dass Familien mit Kindern im Winter in einer kalten Wohnung frieren müssen, weil das Geld für die Heizung fehlt. Das dürfen wir nicht zulassen. Österreich braucht dringend einen nationalen Aktionsplan gegen Energiearmut“, sagt Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer dazu. 

Die Individuelle Spontanhilfe des Roten Kreuzes leistet soziale Erste Hilfe und unterstützt Menschen in akuten Notsituationen. 2020 waren das rund 3.100 Personen, viele Menschen sind durch die Corona-Krise zum ersten Mal auf diese Unterstützung angewiesen gewesen. Der Großteil der KlientInnen sind Frauen (70 Prozent), Männer trauen sich oft aus falscher Scham nicht, um Unterstützung zu fragen.

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