Für viele Österreicher ist es keine Selbstverständlichkeit, in der Zeit vor Weihnachten Geld für Geschenke übrig zu haben. Das merkt man auch an den Besuchszahlen der Sozialmärkte in Wien. Besonders die steigenden Lebensmittel- und Energiekosten sind hierfür ausschlaggebend. Auch voll Berufstätige verschlägt es deswegen immer öfter in die Märkte.
"Mittlerweile sind die Besucher hier quer durchgemischt. Dadurch, dass alles teurer geworden ist, kommen nun auch viele, die einem Vollzeitjob nachgehen. Das war früher nicht so", erklärt Alexander Schiel, Leiter des Sozialmarktes in der Ullreichstraße in der Donaustadt. "Sie fallen schon unter die Armutsgrenze, die derzeit bei 1.570 Euro liegt, als ich hier angefangen habe, vor 17 Jahren, war die Grenze, um bei uns einzukaufen, bei 780 Euro." Laut Schiel kommen immer mehr Leute, die auf die Angebote des Marktes angewiesen sind. Früher sei die Hemmschwelle dafür noch viel größer gewesen, doch heute ginge es für viele einfach nicht anders.
Besonders zu Weihnachten merkt Schiel, dass mehr Menschen im Sozialmarkt einkaufen. In den drei Sozialmärkten, die sich in Favoriten, Ottakring und der Donaustadt befinden und von Schiel betrieben werden, merkt er das stark. "Viele sparen auf Geschenke für die Kinder, da will keiner weniger ausgeben. Dann kommen sie vermehrt in den Sozialmarkt, damit sie auf der anderen Seite wieder sparen können", erklärt er. Laut Schiel sei der Markt in der Ullreichstraße der Einzige, der auch Weihnachtssüßigkeiten anbietet, was bei vielen Besuchern sehr gut ankommt. Oft greifen flinke Hände nach den weihnachtlich verpackten Schokoladen, besonders Kinder freuen sich darüber sehr.
Die Teuerungen und deren Einfluss spiegeln sich auch in der Spendenbereitschaft wider. "Die großen Konzerne haben immer weniger Ware zum Verschenken übrig, dadurch, dass jede Firma sparen muss", erklärt der Leiter. Auch die wachsende Zahl an Sozialmärkten führe dazu, dass die einzelnen Stellen weniger Produkte bekommen. Apps, die für das Retten von Lebensmitteln gedacht sind, stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Märkte dar. Dadurch, dass Produkte von den Supermärkten direkt günstiger angeboten werden, schnappen Kunden hier oftmals zu. Dadurch entgeht den Sozialmärkten einiges an Ware, so Schiel.
Besonders häufig werden in der Ullreichgasse 13 Snacks wie Chips oder Schokolade gekauft. "Das sind kleine Luxusprodukte für die Leute, auch gerade für Kinder. Da greifen sie vermehrt zu, weil das so ein kleiner Lichtblick ist, wenn man sich am Abend hinsetzt und die Sorgen vergessen kann, wenn man irgendetwas Tolles essen kann", erklärt Alexander Schiel schmunzelnd.