Niederösterreich

Kein Mordprozess aus Angst vor Coronavirus

Der gestrige Geschworenenprozess in Wr. Neustadt gegen einen 35-Jährigen fand nicht statt. Der Grund: das Coronavirus.

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Der erste Prozesstag
Der erste Prozesstag
Lenger Thomas

Eigentlich hätte gestern ein 35-Jähriger sein Urteil bekommen sollen, doch der zweite Tage des Mordprozesses in Wiener Neustadt wurde verschoben.

"Verschiebung vernünftig"

"Geschworene und auch alle anderen Beteiligten hielten es für vernünftig, in der jetzigen Situation nicht zu verhandeln. Die Coronazahlen sind einfach zu bedenklich", so Gerichts-Vizepräsidentin Birgit Borns am Dienstag zu "Heute".

Wie berichtet hatte Mehmet B. (35) aus NÖ im Frühjahr 2020 einen auf Rollrasen spezialisierten Unternehmer mit der Errichtung einer Rollrasenfläche bei seinem Einfamilienhaus beauftragt. Doch die Arbeit geriet wegen Lohnstreitigkeiten ins Stocken. Ein Streit und eine Aussprache folgten - die Folgen der Aussprache unter den Männern war blutig, ein 31-Jähriger wurde mit einem Stanleymesser schwer verletzt.

Anwalt Manfred Arbacher-Stöger sprach am ersten Prozesstag im November nur von einer Körperverletzung, aber einen Mordvorsatz wischte er vom Tisch. "Mein Mandant ist türkischstämmig, in Österreich geboren, geht arbeiten, hat drei Kinder. Er ist ein Musterbeispiel für Integration." Sein Mandant habe sich über den Geschäftspartner sehr geärgert: "An dem Tag ist das Häferl dann übergegangen", so Arbacher-Stöger. Auch Mehmet B. betonte nochmals: "Ich wollte ihn aber sicher nicht umbringen."

Der Prozess soll jetzt am 26. Jänner 2021 fortgesetzt werden, es gilt die Unschuldsvermutung.