Niederösterreich

Kein Schein für Walter (92) "Fuhr 70 Jahre ohne Unfall"

Walter Benedik aus Sierndorf ist verzagt: Denn nach der Führerscheinabnahme sitzt er zu Hause fest. "Ich hatte seit 1953 keinen Unfall."

Walter Benedik (92) fuhr 70 Jahre unfallfrei, jetzt darf er nicht fahren. 
Walter Benedik (92) fuhr 70 Jahre unfallfrei, jetzt darf er nicht fahren. 
Thomas Lenger

Im besetzten Nachkriegs-Österreich, im Jahr 1953, hatte der damals 18-jährige Walter Benedik (wird Anfang Juli 92 Jahre alt) seinen Führerschein gemacht. "Ich hatte nie einen Unfall, war 20 Jahre lang Autobus-Chauffeur", erklärt der rüstige Pensionist. 

2.000 Euro umsonst investiert

Wie berichtet, hatte der bald 92-Jährige im Vorjahr seinen Führerschein abgeben müssen, seither rund 2.000 Euro investiert, um die Lenkerberechtigung wieder zu erlangen.

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    Walter wird Anfang Juli 92 Jahre alt.
    Walter wird Anfang Juli 92 Jahre alt.
    Thomas Lenger

    Rückblick: Anfang Jänner 2022 hatte das "31er-Baujahr" einen Ausflug nach Ungarn gemacht, Walter Benedik besuchte seinen Firmling. Am 8. Jänner 2022 trat der ehemalige Hilfsarbeiter, Buslenker und Eisenbahner die Heimreise an, verirrte sich jedoch und landete schließlich in einem Industriegebiet im Bezirk Neusiedl am See (Bgld.).

    Nachdem der Rentner laut Polizei eine rote Ampel überfahren hatte, wurde er von der Exekutive angehalten. Die burgenländischen Beamten ließen den Rentner zwar noch nach Hause fahren, meldeten den Vorfall aber der zuständigen BH Gänserndorf und baten um eine Überprüfung der gesundheitlichen Eignung zum Lenken eines Kfz: "Am 9. Jänner 2022 wurde Benedik Walter zwecks Lenker- und Fahrzeugkontrolle in Parndorf angehalten. Herr Benedik hatte davor eine deutlich sichtbare rote Ampel übersetzt. Er gab an, von Ungarn nach Hause fahren zu wollen, leider finde er den Weg nicht. Er könne nicht angeben, wo er sei und sei bereits seit sechs bis sieben Stunden unterwegs. Herr Benedik schien zeitlich und örtlich nicht orientiert und nicht in der Lage, ein Kfz zu lenken", so das Schreiben der Polizei Neusiedl.

    Die Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf entzog dem Rentner daraufhin den Führerschein. Der Bezirkshauptmann selbst hat durchaus Verständnis für die schwierige Situation: "Die Angelegenheit ist natürlich mit großer persönlicher Härte für Herrn B. verbunden, das ist uns bewusst. Dennoch ist im Interesse der Verkehrssicherheit die von uns gepflogene Vorgangsweise zwingend."

    "Muss zu Arzt und Supermarkt"

    Walter Benedik will weiterkämpfen: "Ich würde ja freiwillig den Schein abgeben, wenn ich einen Fehler oder gar Unfall mache bzw. baue." Er hofft auf Gnade: "Mir würde ja eine Einschränkung auch recht sein, damit ich zumindest zum Arzt und in den Supermarkt fahren kann."

    Denn nach dem Tod seiner Gattin (89) sitzt der Pensionist jetzt im nördlichen Weinviertel ganz alleine, der Mercedes steht abgemeldet, aber betriebsbereit, in der Garage.