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Kein Strom für Kranke, aber für Wall Street

Heute Redaktion
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Bild: DAPD

Am zweiten Tag nach Hurrikan "Sandy" sind noch sechs Millionen US-Bürger ohne Strom. Deshalb musste das New Yorker Bellevue Krankenhauses nahe des East Rivers in Manhattan evakuiert werden. In New Jersey fließt durch einen Riss in einem Dieseltank Diesel ins Meer. In New York sind die Straßen verstopft, weil der öffentliche Verkehr großteils noch stillsteht. Dafür zeigen sich die Reichen großzügig beim Spenden für die Sturmopfer.

Am zweiten Tag nach Hurrikan "Sandy" sind noch sechs Millionen US-Bürger ohne Strom. Deshalb musste das New Yorker Bellevue Krankenhauses nahe des East Rivers in Manhattan evakuiert werden. In New Jersey fließt durch einen Riss in einem Dieseltank Diesel ins Meer. In New York sind die Straßen verstopft, weil der öffentliche Verkehr großteils noch stillsteht. Dafür zeigen sich die Reichen großzügig beim Spenden für die Sturmopfer.

Die Stromversorgung in den von "Sandy" betroffenen Gebieten an der Ostküste kommt nur schleppend wieder in Fahrt. Sechs Millionen US-Bürger sitzen nach wie vor im Dunkeln und in der Kälte, da die meisten Heizungen mit Strom funktionieren. Zwei Drittel der Betroffenen leben in den Staaten New York und New Jersey. Für Barack Obama hat die Wiederherstellung der Stromversorgung oberste Priorität. Eine Prognose, wann der Normalzustand zu erwarten sei, wollte der US-Präsident aber nicht abgeben.

Die Wiederherstellung gestaltet sich aus mehreren Gründen schwierig. Nach wie vor sind drei Atomkraftwerke vom Netz genommen. Sie wurden vorsorglich abgeschaltet, damit sich in den USA keine Katastrophe wie in Fukushima wiederholt. In New York laufen zudem viele Stromkabel durch die überschwemmten Tunnel, weshalb der Süden von Manhattan weiterhin dunkel bleibt. Erst nachdem das Wasser abgepumpt ist, kann die Lage analysiert werden. Experten gehen davon aus, dass das Meerwasser aber gröbere Schäden an den teilweise über 100 Jahre alten Tunneln angerichtet hat.

500 Patienten evakuiert

Wegen der Stromknappheit mussten 500 Patienten des New Yorker Bellevue Krankenhauses nahe dem East River in Manhattan evakuiert werden. Laut dem "ZDF" war der Treibstoff des Notstromaggregats ausgegangen. Es ist nach dem Universitätsspital bereits das zweite Krankenhaus, das den Betrieb einstellen musste. Hingegen ist für die Notstromaggregate an der Wall Street noch genug Treibstoff vorhanden. Die Börsen laufen derzeit nur dank der Dieselgeneratoren.

Autos müssen mindestens drei Insassen haben

Am Donnerstag soll außerdem die New Yorker U-Bahn ihren Betrieb zumindest eingeschränkt wieder aufnehmen. 13 von 21 Linien sollen verkehren. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind bis Freitag gratis. Damit will man einen weiteren Verkehrskollaps wie am Mittwoch verhindern. Da die Öffis nur spärlich verkehrten, fuhren die New Yorker mit dem Pkw in die Arbeit - natürlich waren die Straßen völlig verstopft. Bürgermeister Michael Bloomberg ordnete deshalb an, dass bis auf weiteres nur Autos mit mindestens drei Insassen in die Stadt fahren dürfen.

Diesel rinnt in New Jersey ins Meer

Nach wie vor kritisch ist die Lage in New Jersey, wo es zu heftigen Überflutungen kam. Dabei platzte ein Tank einer Raffinerie und rund eine Million Liter Diesel liefen in den Atlantik. Am Mittwoch besuchte Präsident Obama die Krisenregion und sprach den Opfern Mut zu. "Wir werden langfristig zur Verfügung stehen. Wir werden für schnellstmögliche Hilfe sorgen", verprach der US-Präsident, der "keinerlei Bürokratie" dulden wird, wenn es um die Soforthilfe geht.

Bon Jovi bricht Tour ab

Auch einer der berühmtesten Einwohner New Jerseys, Jon Bon Jovi, ist schwer geschockt über das Ausmaß der Katastrophe. Der 50-Jährige brach deshalb auch seine Promotour in Europa ab. "Ich muss jetzt bei meiner Familie sein. Gott sei Dank geht es ihnen gut", berichtete der Rockstar. "Es gibt kein Wasser, keinen Strom - die Zerstörungen sprengen alle Vorstellungen. Es ist wie der Weltuntergang. Dort wo meine Kinder normalerweise surfen gehen, sind jetzt 80 Häuser abgebrannt."

Spendenduell zwischen Ford und Toyota

Viele Promis greifen in diesen schweren Stunden zum Scheckheft, um den Sturmopfern zu helfen. Medienmogul Rupert Murdoch spendete eine Million Dollar. Die Baseballmannschaft New York Yankees wird 500.000 Dollar für die betroffenen Familien zur Verfügung stellen. Ford und Toyota liefern sich fast schon ein Spenden-Wettrennen. Nachdem der US-Autobauer bekanntgab, 50.000 Dollar spenden zu wollen, konterten die Japaner mit einer Spendensumme von einer Million Dollar. Außerdem langte eine anonyme Geldgabe von 2,5 Millionen Dollar für die Wiederaufbaumaßnahmen in New York auf den Kontos ein, gab Bürgermeister Bloomberg bekannt.

Bei dem verheerenden Hurrikan, der in der Nacht auf Dienstag die Ostküste erreichte, kamen 63 Menschen in den USA ums Leben. Zuvor hatte "Sandy" bereits in der Karibik 67 Menschen in den Tod gerissen.