Österreich
Keine Einigung bei Ärzte-Bereitschaftsdiensten
Mit dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes, dass Bereitschaftsdienste am Wochenende für Hausärzte nicht mehr verpflichtend sind, begann das große Tauziehen zwischen Kasse und Medizinern.
Ganz und gar nicht glücklich sind zahlreiche der rund 800 Hausärzte in Niederösterreich: Wie berichtet, kippte der Verwaltungsgerichtshof den verpflichtenden Wochenend-Bereitschaftsdienst. Eine dementsprechende Verordnung gäbe es nicht, weshalb Mediziner zu den 12-Stunden-Diensten nicht verpflichtet seien.
Seither bemüht man sich bei der nö. Gebietskrankenkasse sowie der Ärztekammer um eine rechtskonforme Lösung, um die medizinische Versorgung auch am Wochenende zu garantieren. In der Zwischenzeit, so die Bitte der Ärztekammer an ihre Mitglieder, sollen die Bereitschaftsdienste auf freiwilliger Basis weiter gemacht werden.
Bessere Bezahlung gefordert
104 Euro Grundpauschale werden für eine 12-Stunden-Bereitschaft gezahlt – also ein Stundensatz von 8,66 Euro. Visiten werden zusätzlich mit 37 Euro plus Fahrtgeld abgegolten.
Viel zu wenig, sagt die Plattform "Freiwilligkeit", die sich für eine bessere Entlohnung des Dienstes einsetzt. Laut eigenen Angaben habe man rund 300 der betroffenen 800 Hausärzte hinter sich.
Die Ärztekammer bemüht sich indes um eben so eine Erhöhung der Bezahlung – quasi als Zuckerl, um den Dienst schmackhafter zu machen.
"In manchen Bundesländern wurde die fehlende Verordnung zur Verpflichtung nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs einfach erlassen, in Niederösterreich haben wir uns dazu entschieden, zu verhandeln", erklärt Pressesprecherin der Ärztekammer NÖ, Birgit Jung.
"Mehrheit nicht zufrieden"
Laut der Plattform "Freiwilligkeit" seien die bisherigen Verhandlungsergebnisse in einer Umfrage unter den Kurienmitgliedern der Ärztekammer aber abgeschmettert worden.
"Die Abstimmung unter den betroffenen Hausärztinnen und Hausärzten über die Zukunft des ärztlichen Bereitschaftsdienstes ist erfolgt. Und zwar mit einem klaren 'Nein' zum Vorschlag von Gebietskrankenkasse und Ärztekammer", so Dr. Oliver Rückert, Hausarzt aus Wiener Neustadt und Gründer der Plattform.
Das bestätigt auch die Ärztekammer. "Die Mehrheit der betroffenen Ärzte waren mit den Verhandlungsergebnissen nicht zufrieden", so Jung, die betont, dass es sich dabei nicht um eine Abstimmung handelte, sondern das aktuelle Stimmungsbild eingefangen werden sollte.
"Keine 'Fünf-Minuten-Medizin' mehr"
"Bisher bestand nicht einmal die finanzielle Abdeckung der Fixkosten des Bereitschaftsdienstes, geschweige denn des eingesetzten Personals. Und auch der neue Vorschlag war nicht wesentlich besser", erklärt Rückert. Unterbezahlung sei mitunter ein Grund für den teils bereits bestehenden Ärztemangel.
Man müsse von der "Fünf-Minuten-Medizin" wegkommen. Dies sei nur durch ein angemessenes Leistungs- und Honorarsystem zu schaffen.
Fazit: Langsam brennt der Hut. Je nach Region gibt es mehr oder eben weniger Ärzte, die freiwillige Bereitschaft leisten. Derzeit können 90 Prozent der Bereitschaftsdienste aufrecht erhalten werden. Die Mediziner machen sie freiwillig und zu den "alten und schlechteren Konditionen". Die vermutlich langfristige Konsequenz des Dilemmas: Das Spital wird vermehrt Anlaufstelle Nummer Eins. Und in den Notfallambulanzen ist zusätzlich zum Personalmangel bekanntlich bereits jetzt einiges los – "Heute" berichtete.