Österreich

Keine Heizung, kaputtes Bad: Flüchtlinge zahlen 990 ...

Heute Redaktion
Teilen

Knapp vor der Delogierung bewahrt wurden rund 15 syrische Flüchtlinge, die in einem Haus in der Nußdorfer Straße wohnen. Die stolze Miete für eher desolate Wohnungen: Fast 1.000 €.

Schutt-Mulden stehen vor dem Haus in der Nußdorfer Straße. Das Bild im Stiegenhaus: Zerborstene Fensterscheiben, Staub wirbelt auf. In den unteren Stockwerken sind einige offene Türen zu sehen, auf denen "leer" steht. Diese Wohnungen wurden schon von den Bauarbeitern ausgeräumt.

Heizung kaputt

Die Glastür zu Abdullahs Wohnung ist eingeschlagen, Arbeiter dachten wohl, sie sei unbewohnt. "Meine vier Kinder hatten Angst", so der Syrer. 980 Euro Miete pro Monat zahle er, im Winter wärmt nur ein Mini-Heizgerät sich sechsköpfige Familie: "Die Heizung ist kaputt." Abdullahs Kinder gehen alle in die Schule oder in den Kindergarten. Jetzt hat die Familie Angst, dass sie bald kein Dach mehr über dem Kopf hat.

Wohnung mit desolater Dusche für 990 Euro Miete

Für eine Wohnung mit desolater Duschnische zahlt Nachbar Abd (49) 990 Euro, wie er "Heute" erzählt. "In der Küche tropft das Wasser herunter", erzählt er, der mit Frau und Kind in dem Haus wohnt.

Auch sonst ist das Wohnen hier kein Zuckerschlecken: Vergangene Woche gab es einen Tag lang keinen Strom.

Zusätzlich zur hohen Miete dürften die Flüchtlinge auch mindestens zwei Monatsmieten Provision gezahlt haben – also bis zu 2.000 Euro für eine befristete Wohnung. "Die Dienststellen tragen dazu bei, dass den Mietern geholfen wird", heißt es aus dem Rathaus.

"Zwischenverwertung" mit Flüchtlingsfamilien als Mietern?

Hier wohnen nur Flüchtlinge – wohl eine "Zwischenverwertung", so die "mobile Mieterhilfe", die sich für die Flüchtlinge einsetzt.

Anfang März standen die Familien knapp vor der Delogierung – und das völlig unvorbereitet. "Das wurde kurzfristig angekündigt. Ein Zettel wurde aufgehängt, dass ein paar Tage später die Delogierung stattfinden soll", so die "mobile Mieterhilfe". Und: Es habe kein Angebot für Ersatzwohnungen von Vermieter S. gegeben. Soll heißen: Die Flüchtlingsfamilien wären auf der Straße gestanden.

Delogierung vorerst abgewendet, Miet-Höhe wird geprüft



Erst wurde eine Verschiebung bis 12. April erreicht. Jetzt läuft ein Antrag auf Anerkennung als Hauptmieter – und auf Überprüfung der Miethöhe. Das heißt: Während das Verfahren läuft, ist die Räumung vorerst – voraussichtlich das nächste halbe Jahr – gestoppt. "Der Druck ist vorübergehend weg", so die Mieterhilfe. "Es ist ein Wahnsinn, was da passiert. Wir finanzieren das Durchbringen der rechtlichen Ansprüche", so Philipp Huller von "Miete Runter".

Mobile Mieterhilfe: "Verdacht auf Umgehungs-Untervermietung"

Es bestehe "der Verdacht auf eine Umgehungs-Untervermietung", so die "mobile Mieterhilfe". Eine Immo-Firma vermietete das Haus an eine Firma von Hamed Ali S. – der die Wohnungen an Flüchtlinge untervermietet haben soll. S. ist kein Unbekannter: Er vermietete bis zum Jahr 2017 auch die Wohnungen in einem Haus in der Maroltingergasse in Ottakring an Flüchtlinge unter.

Das könnte eine offenbar lukrative Form der Zwischenverwertung für Häuser sein, die dann saniert und weiterverkauft werden sollen. Die Prüfung der Miet-Höhe und der Anerkennung als Hauptmieter läuft.

S. war für „Heute" nicht erreicbar, das Verfahren sei "gerichtsanhängig", so ein Sprecher. Die Immo-Firma dürfte das Haus inzwischen verkauft haben, es heißt: "Das Haus gehört nicht mehr uns."