Niederösterreich

Keine Matura für Sohn (18) – Eltern klagen jetzt Schule

Eine Privatschule in NÖ warb mit einem Abschluss mit Matura. Jetzt steht Konrad W. ohne Reifeprüfung da, seine Eltern ziehen vor Gericht. 

Tanja Horaczek
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Der 18-Jährige muss seine Matura jetzt woanders nachholen.
Der 18-Jährige muss seine Matura jetzt woanders nachholen.
Privat, Screenshot

Mit Matura sollte Konrad aus dem Bezirk Gänserndorf eine Montessorischule in NÖ abschließen, die Eltern zahlten knapp 500 Euro monatlich Schulgeld und jetzt steht der 18-Jährige ohne Abschluss da.

"Wollten, dass unser Sohn Matura hat"

Nach Beendigung der achten Schulstufe ("normale" Schule, keine Montessori, Anm.) hatten die Eltern nach einer Schule mit Matura-Abschluss gesucht und wurden im Bezirk Gänserdorf fündig: "Nach einem Besuch der Schule waren wir sehr angetan von dieser Unterrichtsform. Vor allem, weil diese Privatschule auch mit Matura abgeschlossen werden konnte", schilderte der Vater, der selbst Pädagoge im Brotberuf war.

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    Obwohl mit der Matura geworben wurde, fällt diese nun aus.
    Obwohl mit der Matura geworben wurde, fällt diese nun aus.
    Privat

    Schulleiterin zitierte Eltern zu sich

    Das monatliche Schulgeld von 480 Euro waren die Eltern bereit zu zahlen, damit ihr Sohn in einem ruhigen Umfeld lernen konnte. Doch nach dreieinhalb Jahren war plötzlich alles anders: "Vor dem zweiten Halbjahr im letzten Jahr wurden alle Eltern in die Schule zitiert. Dort teilte uns die Schulleiterin mit, dass die Schule keine Berechtigung für einen Abschluss mit Matura hat", so der verzweifelte Vater. Laut ihm wären die Eltern aufgefordert worden, für ihre Kinder eine Alternative zu suchen, damit die Schüler einen Abschluss erhalten würden.

    "Wurden getäuscht"

    "Die Zukunft unseres Kindes stand auf dem Spiel. Wir und auch andere Eltern wurden getäuscht", behauptete der Vater. Für seinen Sohn muss er jetzt eine Alternative suchen. 

    Eltern fordern Schadensersatz

    Die Schule forderte die Eltern zudem auf, das restliche Schulgeld zu überweisen. "Wir sollen für eine Zeit zahlen, wo unser Konrad gar nicht mehr in jener Schule war. Die Leiterin hat gesagt, wir sollen die Kinder rausnehmen und uns nach anderen Schulen umsehen. Und das haben wir gemacht", so der Vater hartnäckig.

    Jetzt reichten die Eltern sogar gerichtliche Klage ein. Sie fordern Schadensersatz von rund 6.000 Euro. Auf Anfrage beim zuständigen Anwalt teilte dieser mit: "In einem laufenden Verfahren gebe ich keine Auskünfte." 

    "Wir haben nie Zusicherungen gemacht, die wir nicht einhalten können. Und auch wir klagen - nämlich das ausständige Schulgeld ein" - sagt die Leiterin der Montessorischule aus dem Bezirk Gänserndorf

    Auf "Heute"-Nachfrage bei der Schulleitung zeigte diese sich verblüfft über die Aussagen der Eltern. "Es wurden unsererseits keine Zusicherungen an die Eltern der Schüler gemacht, welche wir nicht einhalten können", teilte die Direktorin mit. Über die Klage der Eltern wisse sie Bescheid, doch auch die Schule habe Klage gegen die Familie eingereicht. Grund: das vereinbarte Schulgeld wäre ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr einbezahlt worden.

    "Ich muss auch noch betonen, dass der Schüler bis dato nicht ordnungsgemäß von der Schule abgemeldet wurde. Er ist einfach nicht mehr gekommen", schließt die Elementarpädagogin ab. Laut Schul-Homepage können die Schüler der Montessorischule indes am BRG Wolkersdorf eine Externisten-Matura ablegen. 

    "Bis jetzt keine Externisten-Matura abgelegt"

    Beim BRG Wolkersdorf nachgefragt, wird folgendes mitgeteilt: "Bis jetzt hat noch kein Schüler dieser besagten Schule bei uns eine Externisten-Prüfung abgelegt. Wir haben auch keine explizite Kooperation mit der Schule. Wir sind allgemein für diese Region für Externisten-Prüfungen zuständig."

    Gerichtstermin am 6. Juli

    Die Eltern des 18-Jährigen fühlen sich trotzdem von der Montessorischule in die Irre geführt. "Man kann den Lehrplan dieser Schule nicht mit einer Regelschule gleichsetzen. Daher wird es schwierig sein, woanders eine Matura abzulegen", fürchtet die Familie.

    Am 6. Juli findet der erste Prozesstermin statt: "Es wurde uns ein Abschluss an dieser Schule versprochen und dieser Vertrag wurde gebrochen. Wir wollen andere Familien warnen, damit es ihren Kindern nicht auch so geht", so der Vater abschließend.