Österreich

Keine roten Zahlen, trotzdem schließt Werk

Heute Redaktion
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196 Mitarbeiter sind im Werk in Waidhofen/Thaya beschäftigt, mit Jahresende sperrt das Werk zu.
196 Mitarbeiter sind im Werk in Waidhofen/Thaya beschäftigt, mit Jahresende sperrt das Werk zu.
Bild: picturedesk.com

Der Spritzgussformen-Hersteller Husky-KTW hat eingeräumt, dass die Schließung des Werkes in Waidhofen an der Thaya "nicht vordergründig" mit der wirtschaftlichen Lage zu tun hat.

In den vergangenen Jahren seien am Waldviertler Standort "keine roten Zahlen" geschrieben worden, sagte eine Unternehmenssprecherin am Montag. Die Gewerkschaft PRO-GE ortete indes positive Signale vonseiten des Konzerns.

Die Entscheidung, das Werk in Waidhofen mit Ende 2019 zuzusperren, sei strategischer Natur, betonte die Sprecherin. Es gehe um "logistische Effizienz" und darum, dass sich das "globale Geschäftsmodell" ändern solle. Die Schließung sei in dieser Hinsicht "eine logische Schlussfolgerung".

Seitens PRO-GE sah man am Montag die Bereitschaft Huskys, "in einen Sozialplan einsteigen zu wollen", wie Erich Macho, Regionalsekretär Waldviertel-Donau, auf APA-Anfrage mitteilte. Weiters sei das Unternehmen der Errichtung einer Arbeitsstiftung "nicht abgeneigt". Beide Schritte bestätigte die Husky-Sprecherin nicht, sie betonte aber, dass sich der Produzent von Spritzgussformen "der Verantwortung bewusst" sei. Bereits am Freitag hatte das Unternehmen in einer Aussendung "umfassende Unterstützung" für die Mitarbeiter angekündigt.

196 Mitarbeiter am Standort beschäftigt

Macho stellte eine Betriebsversammlung im Werk in Waidhofen für diese Woche in Aussicht. Ein Treffen zwischen Betriebsratsvertretern und Mitgliedern der Unternehmensspitze könnte demnach in den nächsten zwei Wochen stattfinden.

Waidhofens Bürgermeister Robert Altschach (VP) betonte, dass er es bisher nicht geschafft habe, "mit der Konzernleitung Kontakt aufzunehmen". In Gesprächen mit Firmen aus der Region möchte er sicherstellen, dass "regionale Großunternehmen möglichst viele Mitarbeiter übernehmen". Als "kleinen Lichtblick" deutet der Stadtchef das Signal, dass in Waidhofen ein Service-Center "mit 30 bis 40 Mitarbeitern" erhalten bleiben könnte. Eine Bestätigung seitens Husky gab es für dieses Szenario bis dato freilich noch nicht. "Die Schließung ist für die gesamte Region eine Katastrophe", meinte Altschach.

Husky hatte den Mitarbeitern die Schließungspläne am Donnerstag vorgestellt, am Freitag folgte die offizielle Bestätigung. Wie viele Beschäftigte konkret betroffen sind, teilte das Unternehmen noch nicht mit. Am Waldviertler Standort sind dem Konzern zufolge 196 Personen tätig. Das Land Niederösterreich kündigte bereits am Freitag Gespräche mit der Geschäftsführung an.

Gedrückte Stimmung bei Belegschaft

Ein Mann sei seit 23 Jahren hier beschäftigt, sagte der mit einem KTW-Pullover gekleidete Mann am Montag. Seit vergangenem Donnerstag, als die Beschäftigten über die Schließungspläne unterrichtet worden waren, sei es so, als hänge man in der Luft.

"Die Stimmung bei uns ist super, es sind alle happy", sagte ein anderer Mitarbeiter voller Sarkasmus - er ist seit rund elf Jahren in den Hallen des Produzenten von Spritzgussformen tätig. Ein Kollege, der neben dem Mann steht, gerät sichtlich ins Sinnieren. Die anstehende Schließung habe sich "in letzter Zeit abgezeichnet", es habe "immer weniger Arbeit" gegeben. Im Fall einer Kündigung sehen beide ihre Job-Zukunft nicht allzu rosig. "Eine Arbeit zu bekommen, ist bei uns in der Region schwierig", erklärt einer der Beschäftigten.

Neue Informationen über die Zukunft des Standorts erwarten die beiden im Laufe der Woche. Aktuell sei "die Geschäftsleitung nicht einmal da", erklärt jener Mann, der seit elf Jahren hier seiner Arbeit nachgeht. Einen wenig auskunftsfreudigen Eindruck erwecken die Verantwortlichen am Standort im Waldviertel auch hinsichtlich Medienarbeit. Gleich neben der Einfahrt prangt ein Zettel mit dem Hinweis, sich "bei Fragen zur geplanten Schließung von Husky-KTW am Standort Waidhofen/Thaya" an die in Luxemburg positionierte Unternehmenssprecherin zu wenden. (wes)