Österreich

Keine Wohnung, "weil ich eine schwarze Frau bin"

Rassismus ist am Wohnungsmarkt spürbar gestiegen. Das belegen zwei Fälle von Steirern, die aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft diskriminiert wurden.

Sandra Kartik
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Mary H. sollte ihr Traum-Apartment wegen ihrer Hautfarbe nicht bekommen.
Mary H. sollte ihr Traum-Apartment wegen ihrer Hautfarbe nicht bekommen.
Kleine Zeitung/Manuel Hanschitz

Der Traum von der Eigentumswohnung schien so nah: Die Steirerin Mary H. fand in Graz endlich ein passendes Objekt für sich, ihren Mann und ihre beiden Kinder. Über die Bieterplattform eines großen Immobilienbüros gab die 48-Jährige das Höchstgebot ab. Dennoch bekam ein anderer den Zuschlag, obwohl er 1.000 Euro weniger geboten hatte.

Makler spricht von "technischem Defekt"

Die zweifache Mama, die seit ihrem 20. Lebensjahr in Graz lebt, fragte bei der Maklerin nach und erfuhr: Der Eigentümer "wollte nicht an eine schwarze Frau verkaufen", erzählt sie der "Kleinen Zeitung" fassungslos.

Das Immobilienbüro bestritt das – alles sei "fair und ordnungsgemäß verlaufen." Das Angebot der Grazerin sei vielmehr "wegen eines technischen Defekts" nicht durchgegangen. Das Apartment bekam sie letztendlich trotzdem, weil der Erstbieter absprang und sie es trotz des rassistischen Vorfalls unbedingt haben wollte. "Ich habe mich wie die zweite Wahl gefühlt, als wäre mein Geld weniger wert", sagt sie bitter.

Mary H. ist leider eine von vielen, die am Wohnungsmarkt aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden. "In den letzten eineinhalb Jahren und vor allem seit dem neuen Maklergesetz ab Juli hat die Diskriminierung bei der Wohnungssuche stark zugenommen", bestätigt Daniela Grabovac, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle.

Kein Haus wegen Akzent

Auch Sarah und Mohamed M. berichten in der "Kleinen Zeitung" von großen Schwierigkeiten, ein Eigenheim für ihre Familie mit drei Kindern zu finden. "Mein Mann spricht gut Deutsch. Aber er kommt aus Ägypten. Natürlich haben er und meine Kinder eine andere Hautfarbe." Als sie – ebenfalls in Graz – nach dreijähriger Suche endlich ein Reihenhaus fanden, das perfekt war, schien der Eigentümer erst sehr angetan. Nach einem persönlichen Treffen verlangte er plötzlich Meldezettel, Einkommensnachweis und Personalausweis. Das Ehepaar lieferte die Dokumente zwar gleich nach, doch wenige Stunden später teilte der Verkäufer ihnen überraschend mit, das Haus sei bereits verkauft.

Sarah M. ließ daraufhin ihre Schwägerin anrufen, die akzentfrei Deutsch spricht und keine Kinder hat. Sie bekam umgehend einen Termin zur Besichtigung des plötzlich doch noch freien Hauses. Der eindeutig rassistische Vorfall wird nun von der Gleichbehandlungskommission in Wien behandelt.

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