Welt

Keiner merkte was – Frauen ohne Schmerzmittel operiert

Bei 200 Personen wurde eine Eizellenentnahme ohne Betäubung durchgeführt, da eine Pflegerin das Schmerzmittel durch Kochsalzlösung ersetzt hatte.

1/2
Gehe zur Galerie
    Laura gehört zu 200 Betroffenen, denen 2020 ohne Schmerzmittel Eizellen entnommen wurden.
    Laura gehört zu 200 Betroffenen, denen 2020 ohne Schmerzmittel Eizellen entnommen wurden.
    NBC Connecticut

    Eine Eizellenentnahme ist ein Eingriff, der normalerweise 20 bis 30 Minuten dauert und unter einer Dämmerschlafnarkose durchgeführt wird. Dadurch sollte die Patientin keine Schmerzen spüren und zudem entspannt und schläfrig sein. 2020 klaute eine Pflegerin am Yale Fertility Center in Connecticut aber das dafür vorgesehene Medikament und ersetzte es durch eine Kochsalzlösung. Eine Untersuchung zeigte, dass 200 Patientinnen ohne Betäubung Eizellen entnommen wurden. Im neuen Podcast "The Retrievals" der New York Times erzählen zwölf von ihnen von ihren Erfahrungen.

    So werden Eizellen entnommen

    Vor dem Eingriff müssen sich die Betroffenen selbst Hormone spritzen, die dazu führen, dass mehrere Eizellen aufs Mal reifen. Beim Eingriff wird die Scheidewand mit einer ultraschallgesteuerten Nadel durchstochen, um zu den Eierstöcken zu gelangen, wo die Eizellen mit einer Absaugvorrichtung entnommen werden.

    Deshalb wurde kein Schmerzmittel eingesetzt

    Wie sich später herausstellte, stahl die damals 48-jährige Pflegerin Donna Monticone das Schmerzmittel Fentanyl, weil sie abhängig davon war. Die alleinerziehende Mutter gab vor Gericht zu, dass sie während fünf Monaten Fentanyl durch Kochsalzlösungen ersetzte, um die Droge zu konsumieren.

    Darum wurde monatelang nicht bemerkt, dass das Fentanyl fehlte

    Obwohl die Angestellten in der Klinik bemerkten, dass die Frauen unter großen Schmerzen litten, wurde der Ursache dieser nicht weiter auf den Grund gegangen, wie es im Podcast der "New York Times" heißt. Die Patientinnen hätten sich mit der Zeit Theorien zurechtgelegt, um die Schmerzen zu erklären und die Ärzte und Ärztinnen hätten dasselbe getan. Obwohl die Patientinnen gesagt hatten, dass sie den ganzen Eingriff spüren können und sich wach fühlten, sei nicht hinterfragt worden, ob sie Schmerzmittel verabreicht bekommen hatten.

    Das erzählt Laura von ihren Eizellenentnahmen

    Die damals 40-jährige Laura hatte sich für eine Eizellenentnahme entschieden, da bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden war. Sie befürchtete nach der Chemotherapie nicht mehr schwanger werden zu können, weshalb sie die Eizellen einfrieren wollte. Im Podcast erzählt sie vom Eingriff. Sie habe so starke Schmerzen gehabt, dass sie ihre Hüften unfreiwillig immer wieder bewegt habe.

    "Ich versuchte mich zu entspannen, damit die Ärzte die Eizellen entnehmen können", doch sie habe nicht stillhalten können. Nach dem Eingriff erinnerte sie sich daran, ihrer Schwägerin folgende Nachricht geschrieben zu haben: "Ich bin so wach, ich könnte auch selbst mit dem Auto nach Hause fahren."

    Zwei Wochen später musste sie den Eingriff wiederholen, da beim ersten Mal nicht genug Eizellen entnommen werden konnten. "Ich war schockiert. Es war wieder dieselbe Situation. Ich konnte nicht stillhalten, war komplett wach und sagte den Angestellten, dass ich alles spüren kann, was sie tun", sagt sie.

    Das sagt das Yale Fertility Center

    Die Klinik äußerte sich selten zu den Vorwürfen. Nachdem die Pflegerin verurteilt worden war, schrieben sie in einer Stellungnahme: "Yale hat die Patientinnen darüber informiert, dass es keinen Grund zu der Annahme gibt, dass das Vorgehen der Krankenpflegerin ihrer Gesundheit oder dem Ergebnis der Behandlung geschadet hat."

    2021 bezahlte die Universität im Rahmen einer Streitbeilegungsvereinbarung rund 266.000 Euro an das Justizministerium. Dabei ging es um den Vorwurf, Yale habe es versäumt, vollständige und genaue Aufzeichnungen über seine Betäubungsmittel zu führen und wirksam Kontrollen gegen deren Diebstahl einzurichten.

    1/58
    Gehe zur Galerie
      <strong>18.05.2024: "Lena, bitte hör auf": Schilling-Skandal immer heftiger.</strong> Die Causa Schilling nimmt an Brisanz zu: Ex-Freundin Bohrn Mena packt in einem Interview aus und belastet die Politikerin mit neuen Chats schwer. <a data-li-document-ref="120037173" href="https://www.heute.at/s/lena-bitte-hoer-auf-schilling-skandal-immer-heftiger-120037173">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120037303" href="https://www.heute.at/s/schilling-packt-jetzt-mit-ueberraschendem-statement-aus-120037303"></a>
      18.05.2024: "Lena, bitte hör auf": Schilling-Skandal immer heftiger. Die Causa Schilling nimmt an Brisanz zu: Ex-Freundin Bohrn Mena packt in einem Interview aus und belastet die Politikerin mit neuen Chats schwer. Die Details >>>
      Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com