Österreich

KH Nord: Hesoun erstaunt über Verhandlungs-Aus

Heute Redaktion
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Zeuge im Krankenhaus Nord: Ex-Porr-Chef Wolfgang Hesoun gab sich von Verhandlungs-Aus mit der Stadt überrascht.
Zeuge im Krankenhaus Nord: Ex-Porr-Chef Wolfgang Hesoun gab sich von Verhandlungs-Aus mit der Stadt überrascht.
Bild: Sabine Hertel

Überrascht über die Absage der Stadt an das Bieterkonsortiums von Porr, Siemens und Vamed gab sich am Dienstag Wolfgang Hesoun vor der U-Kommission.

Knalleffekt in der U-Kommission zum Krankenhaus Nord: Zeuge Wolfgang Hesoun, ehemaliger Porr-Chef und jetziger Siemens-Generaldirektor, gab an, vom Verhandlungs-Abbruch durch die Stadt überrascht worden zu sein. Hintergrund: Das Bieterkonsortium um Porr, Siemens und Vamed hatte drei Jahre lang mit der Stadt Wien verhandelt. Es hatte so ausgesehen, als würde die Porr das Krankenhaus Nord miterrichten. Als früherer Porr-Chef war Hesoun Teil des Konsortiums. Nachdem es lange so gewirkt hatte, als würde das Konsortium das KH Nord errichten, ließ die Stadt die Gespräche 2010 platzen – und entschied, das Spital in Floridsdorf selbst zu errichten.

ÖVP: "SPÖ-System in Erklärungsnot"

Der Abbruch der Verhandlungen sei "rechtens"gewesen. "Mit so etwas muss man sich im Geschäftsleben auch abfinden", so Hesoun laut wien.orf.at. Die ÖVP sieht das "SPÖ-System in Erklärungsnot". Der ehemalige Porr-Generaldirektor und jetzige Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun habe angegeben, dass das Bieterkonsortium das Krankenhaus Nord um 825 Millionen Euro errichtet hätte. Unter der Voraussetzung keiner Umplanungen und der Einhaltung des Zeithorizonts wäre laut ÖVP eine Inbetriebnahme bereits 2015 möglich gewesen.

Wolfgang Hesoun habe die Freude über den Verhandlungsabbruch mit der Stadt Wien als "überschaubar" genannt, so die ÖVP. Aufklärungsbedürftig sei auch, warum das Vorkaufsrecht am ÖBB-Grundstück vom Konsortium an den KAV abgetreten wurde. "Stadtrat Hacker hat Maximalkosten von 1,34 Milliarden Euro ausgegeben. Die Aussagen von Hesoun bringen das SPÖ-System jetzt in Erklärungsnot. Die jetzige Kostenexplosion muss nämlich von allen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern gezahlt werden", hält ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec fest. Bürgermeister Michael Ludwig sei nun gefordert, alle von der Opposition geforderten Unterlagen zu veröffentlichen, "die Aufklärung nicht länger zu blockieren und eine Erklärung zur heutigen Zeugenaussage abzugeben", so Korosec.

FPÖ: "Kostenexplosion auf fast das Doppelte"



Auch die FPÖ übt scharfe Kritik. "Wie der KAV und die rot-grüne Stadtregierung die Kostenexplosion auf fast das Doppelte und den in den Sternen stehenden Eröffnungstermin jetzt rechtfertigen wollen, wird spannend", so der FPÖ-Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl. Kritische Stimmen im Vorfeld seien "überhört" worden, der KAV habe "unbedingt selbst Baumeister spielen wollen", so Seidl.



FPÖ: "Rathaus-Besenkammerl unerträglich"


Von Seite der FPÖ kommt auch Kritik am Austragunsort der U-Kommission. Das "Rathaus-Besenkammerl" sei "schlicht und einfach ein Witz", so FPÖ-Gesundheitssprecher Seidl. Dem Ausschuss seien Räumlichkeiten zugewiesen worden, die offenbar den Willen der rot-grünen Bauspezialisten zur Aufklärung der unzähligen Skandale widerspiegeln.

"Neben uns ist eine Baustelle, die so laut ist, dass man als UK-Teilnehmer glaubt, man sitzt selber auf der Baustelle des KH-Nord. Deswegen müssen die Fenster geschlossen bleiben – die Hitze drinnen ist unerträglich", berichtet Seidl. Die FPÖ vermutet, dass unter diesen Bedingungen die Aufklärungsarbeit bewusst erschwert werden soll.

FPÖ für Livestream bei U-Kommission

"Man kann uns nicht erklären, dass es im gesamten Wiener Rathaus keinen geeigneteren Ort gebe", so Seidl, der sich auch fragt, warum es ausgerechnet bei diesem wichtigen Instrument der Transparenz zudem weder Livestream noch Gehörlosenübersetzung angeboten wird. "Transparente Aufklärung sieht anders aus", so Seidl.

KH-Nord-Architekt Wimmer: "Habe mehr als genau gearbeitet"

"Ich habe mehr als genau gearbeitet", beteuerte KH-Nord-Architekt Albert Wimmer laut APA, dass er selbst keinerlei Fehler in der Detailplanung gemacht habe. Der Zeuge kritisierte in der U-Kommission, es habe "keinen Fertigstellungsdruck" gegeben, sprach von Auftragslücken. Schuld an höheren Kosten und Verzögerungen sei das Fehlen eines Generalplaners. Das zeige "das Management-Versagen des KAV", so VP-Mandatarin Ingrid Korosec. (mag)