Österreich

KH Nord: Rechnungshof spricht von 8.000 Mängeln

Obwohl der Rechnungshof-Bericht über das Krankenhaus Nord noch gar nicht erschienen ist, scheint schon jetzt klar: Es sind schwere Fehler passiert.
Heute Redaktion
13.09.2021, 21:08

Bei der Präsentation der neuen KAV-Führung am 15. November 2017 – "Heute" hat berichtet – wollte Herwig Wetzlinger, als KAV-Direktor für das Krankenhaus Nord zuständig, keine bindende Aussage tätigen, wann die ersten Patienten im Krankenhaus Nord behandelt werden können. Nun zeigt sich, dass seine Vorsicht durchaus berechtigt war.

Wie die "Krone" berichtet, erhebt der Rechnungshof in seinem Rohbericht zum Krankenhaus Nord schwere Vorwürfe gegen das Krankenhausmanagement und das Architektenteam.

So seien beim Wiener Krankenanstaltenverbund weder ausreichendes Know-how für die Abwicklung eines Projekts dieser Größe noch eine durchgängige Projektorganisation verhanden gewesen. Auch die Pläne des statisch-konstruktiven Planers, des Architekten und des Planers der Gebäudeausrüstung seien mangelhaft.

Trotz Problemen wurde Baustopp verabsäumt

Besonders negativ wird vom Rechnungshof der Umstand kritisiert, dass der KAV trotz der ersten gravierenden Probleme keinen Baustopp veranlasst habe, denn damit wären weitere Probleme vermeidbar gewesen. Insgesamt listet die Bauaufsicht nach Medienberichten mehr als 8.000 Mängel auf.

Neben der Kostenexplosion auf 1,5 Milliarden Euro (ursprünglich waren 825 Millionen Euro veranschlagt), ist auch der Eröffnungstermin nächstes Jahr immer zweifelhafter.

Die "Krone" zitiert einen Informanten, nach dessen Angaben das Krankenhaus zudem noch umgebaut werden müsse, da es schon jetzt nicht mehr den Vorgaben des Masterplans für die städtischen Krankenanstalten entspreche.

Opposition sieht schlimmste Befürchtungen bestätigt

Verärgert und in ihrer jahrelangen Kritik bestätigt sehen sich die Wiener Oppositionsparteien: NEOS Wien Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger erklärt: "Die Verzögerungen bei den Planungen sowie Bauarbeiten sind enorm und ziehen neben den explodierenden Mehrkosten auch eine massive Verzögerung der Eröffnung mit sich. Diese völlig planlose Gesundheitspolitik geht nicht nur zu Lasten der Steuerzahler, sondern auch der Patienten und des medizinischen Personals."

In dieselbe Kerbe schlägt der Parteiobmann der ÖVP Wien, Gernot Blümel: "Rot-Grün hat zu verantworten, dass dieses Projekt zur größten Steuergeldverschwendung der 2. Republik ausgeartet ist".

"Das ist der größte Bauskandal aller Zeiten" empört sich auch FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus, der die Forderung nach einer Untersuchungskommission erneuert. Dabei sollen sowohl die Ex-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely als auch ihre Nachfolgerin, die amtierende Stadträtin für Gesundheit, Sandra Frauenberger (beide SPÖ), Rede und Antwort stehen.

Wiener Grüne für "maximale Transparenz"



Aufklärung wollen auch die Wiener Grünen: Sie fordern die Verantwortlichen im KAV auf, alle Fakten auf den Tisch zu legen.

„Ein professionelles Krisenmanagement und größtmögliche Transparenz sind das Gebot der Stunde", betont der Grüne Landessprecher Joachim Kovacs. (lok)