Welt

Kiew plant Militäreinsatz in der Ostukraine

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: AP

Die ukrainische Regierung plant nach den anhaltenden Unruhen und Zusammenstößen im Osten des Landes einen Militäreinsatz. Am Sonntag schlug die ukrainische Polizei zurück, nachdem am Samstag prorussische Separatisten die Geheimdienstzentrale von Slawjansk gestürmt hatten. Die Kämpfe forderten "Tote und Verletzte auf beiden Seiten". Außerdem gab es 50 Verletzte bei Demonstrationen in Charkow.

Die Kämpfe forderten "Tote und Verletzte auf beiden Seiten". Außerdem gab es 50 Verletzte bei Demonstrationen in Charkow.

Die Regierung fordert angesichts der Unruhen im Osten einen "vollständigen Anti-Terror-Einsatz" unter Beteiligung des Militärs. Das erklärte der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow am Sonntagnachmittag nach einer Sondersitzung des nationalen Sicherheitsrates.

Angebot an pro-russische Demonstranten

Russland trage einen Krieg gegen die Ukraine aus und stifte weiter Unruhe im Osten des Landes, so Turtschinow in seiner Rede, die im staatlichen Fernsehen übertragen wurde. Der Interimspräsident bot den pro-russischen Demonstranten an, von einer strafrechtlichen Verfolgung abzusehen, sollten sie bis Montagfrüh ihre Waffen freiwillig niederlegen.

Russland warnt vor Militäreinsatz

Moskau sei "empört über den verbrecherischen Befehl" von Übergangspräsident Alexander Turtschinow, der die Proteste von der Armee niederschlagen lassen wolle, teilte das Außenamt in Moskau am Sonntag mit. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte zuvor gewarnt, dass jede militärische Aktion der Ukraine die diplomatischen Bemühungen und geplante Friedensgespräche in Gefahr bringe. Am Donnerstag findet in Genf ein Krisentreffen von Vertretern Russlands, der Ukraine, der EU und der USA statt.

Erste Nachrichten aus Slawjansk, wo die Geheimdienstzentrale gestürmt worden war, berichten von einem toten Geheimdienstagenten auf Polizeiseite. Bei den Gegnern gäbe es auch Tote, allerdings wisse man noch nicht wieviele, schrieb Innenminister Arsen Awakow auf seiner Facebook-Seite. Mindestens fünf weitere Menschen wurden verletzt.

Separatisten benützen "menschliche Schutzschilde"

Awakow warf der Gegenseite vor, "menschliche Schutzschilde" einzusetzen. Zuvor hatte der Minister den Einwohnern der Stadt geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen und sich von Fenstern fernzuhalten. Er warf den Bewaffneten vor, auf die Spezialkräfte zu feuern, "um zu töten".

Sturm auf Polizeiwache, um Waffen zu erbeuten

Innenminister Awarkow kündigte schon am Samstag einen Gegenschlag an, nachdem rund 20 Maskierte in Kampfanzügen die Polizeizentrale in Slawjansk stürmten. Im Laufe des Nachmittags zogen die Bewaffneten wieder ab, allerdings ließen sie 20 Maschinengewehre und 400 Makarow-Gewehre mitgehen. Kurz darauf wurde klar, wieso: Die Bewaffneten stürmten die Zentrale des Geheimdienstes SBU und verschanzten sich.

Die 100.000-Einwohner-Stadt Slawjansk liegt rund 60 Kilometer von der Großstadt Donezk entfernt. Auch dort stürmten pro-russische Gruppen das Hauptquartier der Polizei. In den Städten Kramatorsk und Krasnyi Lyman gab es nach Attacken "bewaffneter Kämpfer" auf Verwaltungsgebäude Schusswechsel mit den Sicherheitskräften.

50 Verletzte in Charkow

Bei Zusammenstößen von Gegnern und Anhängern einer Annäherung an Russland sind in der ostukrainischen Stadt Charkow etwa 50 Menschen verletzt worden. Rund 1.000 pro-russische Demonstranten seien unter anderem mit Sowjet-Fahnen durch das Zentrum der Stadt marschiert und mit mehreren hundert pro-westlichen Aktivisten aneinandergeraten, teilten die lokalen Behörden am Sonntag mit.

Die pro-russischen Demonstranten besetzten nach dem Handgemenge den Stadtrat. Anschließend zogen sie vor das Untersuchungsgefängnis und verlangten die Freilassung von Gesinnungsgenossen. Die Polizei hatte am Vortag etwa 70 bewaffnete Aktivisten unter dem Verdacht festgenommen, Randale bei den Demonstrationen zu planen.

APA/red.