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Killer-Polizist: Hilft ihm grauer Büßer-Anzug?

Als graue Maus ins graue Haus: Star-Anwalt Rudi Mayer erklärt, warum das Outfit eines Angeklagten vor Gericht eine wichtige Rolle spielt.

Heute Redaktion
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Die kurzen Haare akkurat frisiert, das Gesicht glattrasiert, das Outfit elegant – Zweifach-Killer Daniel L. (24) erschien im mausgrauen Büßer-Gewand zu seinem Mordprozess in Wien.

Der gebürtige Steirer, der seine Freundin Claudia (25) und seinen Sohn Noah (22 Monate) im Oktober 2016 umgebracht haben soll, kam auffallend elegant gekleidet in den Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht. Daniel L. trug einen Dreiteiler (Hose, Weste, Sakko) und kombinierte zu dem grauen Ensemble eine (zu breite) Krawatte, die in unterschiedlichen Blautönen gehalten war.

Kann ihm das helfen, eine mildere Strafe zu bekommen?

"Keine Bermuda-Shorts"

"Heute" fragte bei Star-Anwalt Rudi Mayer – er verteidigte Schwersttäter wie Josef Fritzl, Estibaliz Carranza oder Elfriede Blauensteiner – nach. Mayer legt bei seinen Mandanten großen Wert darauf, dass sie angemessen gekleidet zu ihren Prozessen erscheinen. Mayer: "Man zeigt damit Respekt gegenüber dem Gericht. Auch der Richter trägt bei den derzeit herrschenden Temperaturen einen langen Talar – da kann man auch vom Angeklagten erwarten, dass er nicht im kurzärmeligen Hemd und mit Bermuda-Shorts kommt."

Hilft das Outfit, Herr Mayer?

"Bringen tut ihm das elegante Outfit wahrscheinlich nicht viel", klärt die gerichtserprobte Anwaltslegende auf. "Aber man kann sehr viel verlieren, wenn man respektlos oder unangemessen gekleidet erscheint. Mandanten, die über 40 Jahre alt sind, muss ich das kaum erklären, bei Jugendlichen ist es in der Prozessvorbereitung großes Thema – denn die sehen gar nicht ein, dass sie einen Anzug zum Prozess anziehen sollen."

Warum Mörder auf Farbe grau setzen

Gerichtskiebitze entdeckten im Gewand von Daniel L. sofort eine Parallele zu "Eis-Lady" Esti, die seinerzeit ebenfalls auf ein Kleid in der Farbe grau gesetzt hatte. Rudi Mayer: "Grau ist eine neutrale Farbe – nicht übermütig, nicht zu aggressiv, aber auch nicht zu weich." Von Pastell-Tönen oder der Farbe weiß rät Mayer Mandanten, die die Tat nachweislich begangen haben, ab. "Man hat das sehr deutlich beim Grazer Amokfahrer gesehen. Die Öffentlichkeit diskutierte seinen weißen Anzug ganz intensiv – einfach, weil weiß eine Unschuldsfarbe ist und das bei ihm als Provokation gewertet wurde. Ich rate Verbrechern daher zu einer Art 'Büßergewand' – das Grau unterstreicht meiner Meinung nach, dass der Mandant die Tat bereut."

Daniel L. droht lebenslang

Trotz Büßer-Gewand und Tränen der Reue muss der Killer-Polizist heute mit einer sehr hohen Haftstrafe rechnen. Acht Geschworene müssen über Schuld oder Unschuld des Angeklagten entscheiden. Im Fall einer Verurteilung wegen Doppelmordes an seiner Freundin und seinem Sohn droht dem 24-jährigen Ex-Polizisten eine lebenslange Haftstrafe. Das Urteil soll in den Abendstunden ergehen.

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