Niederösterreich

Abbruch bei Mordprozess, weil Killer Panikattacke hatte

Hitziger und emotionaler Mordprozess in Eisenstadt: Eine Geschworene kippte zusammen, der Angeklagte erlitt eine Panikattacke.

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Der Angeklagte mit Anwältin Astrid Wagner
Der Angeklagte mit Anwältin Astrid Wagner
Lenger Thomas

Elf Stunden langer Marathon-Mordprozess bei Gluthitze heute am Landesgericht Eisenstadt: Eine Geschworene kippte mit Kreislaufproblemen weg. Der angeklagte Kevin A. (29) erlitt eine Panikattacke. 

Dubiose Geschäfte 

Rückblick: Der Weinviertler hatte via „willhaben“ den Burgenländer im Herbst 2019 kennengelernt und hoffte laut Staatsanwaltschaft Eisenstadt darauf, seine Schulden durch ihn reduzieren zu können. Persönlich trafen sich der gelernte Maurer und das Opfer erstmals im Februar 2020.

Ende Mai 2020 soll sich Kevin A., der von 1.027 Euro Arbeitslosengeld gelebt hat, 35.000 Euro vom Opfer ausgeliehen haben und eine doppelte Rückgabe binnen 14 Tagen versprochen haben – eine Zusage, die der Niederösterreicher freilich nie einhalten konnte.

Nach einigen Verzögerungen eines Treffens soll Kevin A. im August 2020 den jungen Mann nach Mörbisch am See (Burgenland) gelockt, davor bereits sein Handy im Bezirk Bruck platziert haben, um nicht mit dem Tatort in Verbindung gebracht zu werden.

Geld und Rolex weg

Auf der Mörbischer Altstoffsammelstelle soll er den Burgenländer niedergeschlagen und in einem Abwasserkanal ertränkt haben. Dann soll er dem Opfer 8.000 Euro, eine Rolex und beide Handys gestohlen haben.

Am ersten Prozesstag am Dienstag in Eisenstadt meinte der Angeklagte: "Ja ich war mit dem Opfer am Tatort. Da waren auch drei Männer in Kapuzen, die das Opfer bedrängten. Daraufhin bin ich gefahren." Anwältin Astrid Wagner kämpfte, sprach stets von einem reinen Indizienprozess. 

Am heutigen Prozesstag waren ein Freund des Opfers sowie zahlreiche Bewohner aus Mörbisch am See (Neusiedl) geladen. Mehrere Zeugen bestätigten, das auffällige, schwarze Fahrzeug mit gelben Folierungen im Juli und August 2020 in Mörbisch gesehen zu haben. Ein Zeuge erinnerte sich sogar, den Wagen am Tattag gesehen zu haben.

Panikattacke

Auch Ermittler belasteten den von Astrid Wagner vertretenen Angeklagten schwer. Denn Bargeld soll im Handschuhfach des Angeklagten gefunden worden sein, mehrere Scheine seien nass gewesen. Kevin A. beteuerte jedoch weiterhin seine Unschuld.

Nachdem bereits ein Laienrichter einen Kreislaufkollaps erlitten hatte, bekam der Angeklagte am Donnerstagabend eine Panikattacke. "Diese wurde von der Psychologin bestätigt. Somit musste der Prozess abgebrochen und vertagt werden", so Astrid Wagner, die bei der elfstündigen Verhandlung selbst voll gefordert war. Ein Urteil soll es am Mittwoch geben. Es gilt die Unschuldsvermutung.