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Kinder der Ruinerwold-Familie sind verschwunden

Heute Redaktion
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    Ortseinfahrt der 2.800-Seelen-Gemeinde Ruinerwold.
    Ortseinfahrt der 2.800-Seelen-Gemeinde Ruinerwold.
    (Bild: imago stock & people)

    Die Polizei kommt bei ihren Ermittlungen vorwärts. Klar wird langsam, wie der Österreicher Josef B. die Familie kennenlernte, die größer ist als gedacht.

    Nachdem am Donnerstag die Untersuchungshaft über Josef B. wegen Verdachts der Freiheitsberaubung und Verdunkelungsgefahr verhängt wurde, kommen Details ans Licht, wie sich die Familie, die B. eingesperrt haben soll, und der Österreicher kennenlernten. Laut lokalen Medien kannten sich die Familie und B. bereits jahrelang. Kennengelernt haben sollen sich alle Beteiligten über die Moonsekte, bei der zumindest der Vater der Familie Mitglied war, aber später wegen "wirrer Ideen" rausgeworfen wurde.

    B. und die Familienmitglieder wohnten als Nachbarn beisammen, betrieben sogar Geschäfte miteinander. Die Nachbarn dürften sich so gut verstanden haben, dass schließlich eine Tür in den Gartenzaun zwischen den Grundstücken eingebaut wurde. Dass die Begegnung von B. mit der Familie ein Zufall sein könnte, wird außerdem immer mehr ausgeschlossen. Schon früh soll B. seine zwei heute erwachsenen Zwillingstöchter "bei Freunden" in den Niederlanden "abgegeben" und lange Zeit alleine gelassen haben. vermutet wird, dass es sich bei den Freunden um die nun befreite Familie handelte.

    Österreicher tauchte komplett ab

    2004 starb die Mutter der Familie, der Vater, eigentlich ein ausgebildeter Psychologe, eröffnete im selben Jahr ein Geschäft für Holzspielzeug und für Tischlerarbeiten. B. wiederum startete ein Jahr später als Möbelhersteller und Monteur, verkaufte auch Gegenstände des Familienvaters in wirtschaftlicher Kooperation. Die Geschäfte sollen aber nicht gelaufen sein, 2006 sollen sie bereits zum Verkauf gestanden haben und 2008 geschlossen worden sein.

    2009 dann der Knalleffekt: B. brach alle Kontakte nach Österreich ab, kam auch zur Beerdigung seiner Eltern nicht, gab sein Haus in Oberösterreich auf und zog auf den berüchtigten verlassenen Bauernhof. Was ab da passierte, liegt noch völlig im Dunklen. Die Familie jedenfalls gab ihr Haus offenbar entweder auch 2009 oder 2010 auf und zog ebenfalls auf den Bauernhof. Keiner der Beteiligten war dort allerdings gemeldet.

      Mit diesem alten Volvo war der verdächtige Wiener Josef B. (58) im niederländischen Ruinerwold und Umgebung unterwegs.
      Mit diesem alten Volvo war der verdächtige Wiener Josef B. (58) im niederländischen Ruinerwold und Umgebung unterwegs.
      (Bild: kein Anbieter/Google Street View)

      Es soll weit mehr Kinder geben

      Was die Polizei noch zutage förderte: Es gibt wohl weit mehr als die bisher bekannten sechs Kinder der Familie im Alter zwischen 16 und 25 Jahre. Ehemalige Nachbarn erzählen von mindestens drei älteren Töchtern des bettlägrigen Vaters, allesamt seien aber verschwunden und die Polizei hat bisher noch keine Spur zu ihnen. Und unklar ist auch, ob die Familie von B. tatsächlich eingesperrt wurde oder einfach mit ihm völlig abgeschieden auf dem Hof lebte.

      Gemunkelt wird in der Ortschaft, dass B. und die Familie der Sekte den Rücken gekehrt hatten und eine eigene Sekte gründen wollten. Auf den Sektenhintergrund deutet auch eine große Menge Bargeld hin, die im Haus gefunden wurde, aus der die Familie befreit wurde. Mitglieder der Moonsekte werden mit Spendengeldern versorgt – die dürften noch einmal zugenommen haben, nachdem der Vater der Familie vor rund drei Jahren einen Hirnschlag erlitten hatte.

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