Österreich

Kinder sollen in Hort selbst entscheiden dürfen

Heute Redaktion
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Wirbel im Kinderhort Vösendorf: Beim Elternabend kam per Zufall ein neuer Plan zur Sprache: 5- bis 6-Jährige sollen selbst entscheiden, wann sie essen und Aufgabe machen.

"Herr der Fliegen"-Kinderhort (Anm.: eine nur von Kindern bevölkerte Robinsonade, Roman von W. Golding) oder übertriebene Sorge einiger Eltern? Beim Elternabend letzte Woche im Kinderhort in Vösendorf (Bezirk Mödling) liefen plötzlich die Gemüter einiger Mütter und Väter heiß.

"Es war Zufall, dass der Plan zur Sprache kam, danach gab es aber kein anderes Thema mehr", erzählt ein Vater. "Die Kleingruppen sollen zusammengefasst werden, die Pädagogen sind dann nicht für bestimmte Gruppen zuständig, sondern für alle rund 170 Kinder. Unser Nachwuchs, also zum Teil Fünf- und Sechsjährige, sollen dann selbst entscheiden dürfen, wann sie essen oder Volksschüler die Hausaufgabe machen. Ich habe einen fünfjährigen Sohn, zahle monatlich für Essen und Betreuung und möchte daher sicher sein, dass mein Kind etwas isst", so der besorgte Vater weiter.

Und die Kleinen sollen sich auf einer Tafel mit Metallstücken sozusagen selbst an- und abmelden. "Sicherheitstechnisch ein Wahnsinn. Am Freitag haben dann 170 Kinder gleichzeitig aus und ein einziger Administrator soll dann den Überblick haben", so eine Mutter.

Rathaussprecher beruhigt

Aus dem Rathaus heißt es dazu: "Wir evaluieren gerade, suchen eine andere, morderne Form des Hortes. Dabei arbeiten wir eng mit dem Land NÖ zusammen. Und nach der Evaluierungsphase sollen dann Gemeinde und Eltern eingebunden werden", beruhigt Josef Bauer, Mitarbeiter von Bürgermeisterin Andrea Stipkovits (SPÖ).

Kritik von ÖVP und FPÖ

Die Geschäftsführerin der ÖVP Vösendorf Agnes Adamer findet die Vorgehensweise nicht richtig: "Es ist absolut inakzeptabel von der Bürgermeisterin, so weitreichende Einschnitte in die Kinderbetreuung hinter dem Rücken der Eltern zu entscheiden und diese dann einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen. Da zeigt sich, dass die SPÖ kein Gespür für die Vösendorfer Bevölkerung hat."

Auch Michael Liebl (FPÖ) steht der Sache skeptisch gegenüber: "Die Änderungen sollen ab Herbst 2019 schlagend werden. Nach Rücksprache mit Erzieherinnen und Erziehern, die in offenen Horts tätig sind, stehen wir solchen Dingen eher kritisch gegenüber. Daher ist es notwendig, sehr vorsichtig bei solchen Änderungen zu sein und auf alle Fälle, die Eltern einzubeziehen."

Eine Sprecherin des Landes NÖ erklärt auf Nachfrage: "Wir haben die Hort-Aufsicht, sagen was geht und was nicht geht und begleiten das Projekt. Also besteht kein Grund zur Sorge."

(Lie)