Österreich

Kindergärtnerin zwang Schützlinge zum Essen

Eine Kinderpädagogin muss sich vor Gericht verantworten, weil sie über Jahren ihre Schützlinge zum Essen zwang und ihnen Angst machte.
Sandra Kartik
12.10.2021, 21:47

Schlechte Esser habe eine Kinderpädagogin aus dem Nordburgenland nicht akzeptieren wollen. Die Angeklagte musste sich am Dienstag am Landesgericht Eisenstadt wegen Nötigung und fortgesetzter Gewaltausübung verantworten. Sie soll ihre Schützlinge bei der Jause und beim Mittagessen mit Gewalt gefüttert haben, wenn diese nicht aufaßen. Die 44-Jährige soll den Kleinkindern mit Daumen und Zeigefinger den Mund aufgedrückt haben, um brutal Essen hineinzuschieben.

"Habe die Kinder motioviert"

Nicht nur einmal, so die Anklage, sondern von 2016 bis 2020 soll es immer wieder solche Vorfälle im Kindergarten gegeben haben. Die Angeklagte soll die Kleinen auch angeschrien und am Aufstehen gehindert haben, wenn ihre Teller nicht leer waren. "Ich habe die Kinder motiviert und gefragt, ob sie nicht noch abbeißen wollen und schon genug haben. Teilweise habe ich mich zu ihnen gesetzt, um sie zum Essen zu überreden", wies die 44-Jährige alle Vorwürfe von sich. Sie habe lediglich versucht, bei Schwierigkeiten mit dem Essen zu helfen, "etwa völlig Normales", sagte ihr Verteidiger.

Die Kindergärtnerin beteuerte ihre Unschuld und witterte Mobbing hinter den Vorwürfen ihrer Kolleginnen. Für sie sei klar, "dass man mich dort nicht haben wollte". Niemand habe sie je darauf angesprochen oder konfrontiert, führt sie an.

Bub erbrach aus Angst

Eine Burgenländerin, die mit der 44-Jährigen im Kindergarten zusammen gearbeitet hatte, schilderte vor Gericht, dass viele Kinder offenkundig Angst vor der Angeklagten hatten. Ein Bub sei von ihrem Fütterzwang bereits traumatisiert gewesen und habe schon vor dem Essen erbrochen, andere Kinder hätten geweint und geschrien. Sehr wohl habe sie die Angeklagte auf ihr zwanghaftes Verhalten angesprochen. Ihre Antwort sei gewesen: Essen sei wertvoll und darf nicht weggeschmissen werden. Gemeldet hat die Zeugin der Vorfall jedoch nicht, sie hatte Angst, ihren Job zu verlieren.

Ein Urteil soll heute Nachmittag ergehen.

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