Wien

Kinos, Museen & Co sollen Mitte Juni starten

Mit einem Leitfaden zur Corona-Sicherheit will die Stadt Wien die Kulturbetriebe bei der raschen Wiedereröffnung unterstützen. Bei Theatern dürfte es aber noch dauern.

Louis Kraft
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Die Stadt Wien legt einen Leitfaden für die Wiederöffnung von Kultureinrichtungen nach dem Corona-Lockdown vor (v.l.n.r.: Professor Hans-Peter Hutter, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker)
Die Stadt Wien legt einen Leitfaden für die Wiederöffnung von Kultureinrichtungen nach dem Corona-Lockdown vor (v.l.n.r.: Professor Hans-Peter Hutter, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker)
PID/Christian Jobst

"Der seit neun Wochen andauernde Shutdown wegen der Coronakrise hat alle Lebensbereiche in Wien stark getroffen. Am härtesten jedoch die Kunst- und Kulturbetriebe der Stadt. Doch gerade diese sind essenzielle Elemente der sozialen Identität der Kulturnation Österreich und ganz besonders der Kulturmetropole Wien", erklärt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). 

Weil das Thema und die rasche und konkrete Unterstützung von Künstlern sowie Kultureinrichtungen zu wichtig für Sonntagsreden seien, legt die Stadt Wien nun einen Leitfaden zur schrittweisen Wiederöffnung des Wiener Kunst- und Kulturlebens vor. Dieser wurde in den vergangenen Wochen bei zwei großen Sitzungen zwischen den Stellen der Stadt – vor allem den Büros von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Kulturstadtstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) in enger Abstimmung mit Experten aus dem Gesundheits- sowie dem Kulturbereich erstellt. Einen großen Anteil hatte etwa die Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Universität Wien unter der Leitung von Professor Hans-Peter Hutter. Wie Stadtrat Hacker informierte, wurde dieser heute, Dienstag, durch den medizinischen Krisenstab der Stadt Wien beschlossen.

Leitfaden soll ab Mitte Juni gelten

Gelten soll dieser, wenn alles glatt geht, ab Mitte Juni. "Das hängt von der Vorgangsweise des Bundes ab. Wir werden der Bundesregierung den Leitfaden in den nächsten Tagen vorlegen. Wenn der Bund danach die rechtlichen Grundlagen schafft, wird der Leitfaden für ganz Österreich gelten. Alternativ kann der Bund einen Erlass herausgeben und wir setzen diesen nur für Wien um. Das ist in der Kompetenz der Landesgesundheitsbehörde", so Hacker.  

Der Leitfaden gibt an die unterschiedlichen Kultureinrichtungen angepasste Vorschläge, wie die Öffnung bei gleichzeitiger Vermeidung der Corona-Weiterverbreitung möglich sei. "Kinos, Theater und Museen haben hier sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen. Seit vergangenen Freitag ist die Öffnung von Theatern seitens der Bundesregierung wieder möglich, doch das ist sehr praxisfern. Eine Wiederöffnung ist mehr als das Umdrehen eines Schlüssels", gibt Kaup-Hasler zu bedenken. Daher entscheidet der Kultur-Leitfaden der Stadt zwischen drei Kulturbranchen: den Museen und Ausstellungen, den Kinos, Sprech- und Musiktheatern, Konzerten, Lesungen, Kabaretts und Live Performances sowie Veranstaltungen in Innenräumen und im Freien. 

Fokus auf "Hot Spots" und Luftqualität in Innenräumen

Der Schwerpunkt des Leitfadens liegt auf Veranstaltungen in Innenräumen, da Freiluftveranstaltungen in der Regel unter weniger räumlichen Beschränkungen leiden und es daher für gewöhnlich leichter ist, Sicherheitsabstände einzuhalten. Zentrale Bedeutung haben aber bei Veranstaltungen im Inneren und Äußeren sogenannte "Hot Spots", also da, wo mehr Menschern aufeinander treffen. Dazu zählen neben dem Kassa- und Eingangsbereich etwa WC-Anlagen, Buffets oder Garderobenbereiche.

Damit die Sicherheitsabstände eingehalten werden können, sieht der Leitfaden daher eine Begrenzung der maximalen Besucherzahl, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz und die Einhaltung der Hygienevorschriften vor. Zum Schutz des Personals und der Besucher müssen Kassenbereiche – so nicht ohnehin eine Trennwand vorhanden – durch Plexiglaswände abgetrennt sein. Bodenmarkierungen, die das Einhalten des Sicherheitsabstandes erleichtern, werden empfohlen. Info-Points mit kurzen und präganten Symbolen sollen die Orientierung erleichtern. 

Luftverteilung muss laufend kontrolliert werden

Sehr hohen Einfluss auf das Infektionsrisiko haben auch das Raumklima und die Lüftung von Innenräumen. "Sie sind eine entscheidende Stellschraube, denn je geringer der Luftwechsel, desto höher ist die Ansteckungsgefahr", erklärt Hutter. Daher muss auch bei reduzierter Besucheranzahl der durch gängige Normen vorgegebene Luftvolumenstrom eingehalten werden. Umluftanlagen oder raumbezogene Klimageräte seien zu vermeiden, Lüftungsdrosselungen müssen deaktiviert werden. Die Luftverteilung muss regelmäßig überprüft und gegebenenfalls durch geeignete Maßnahmen wie Querlüftung verbessert werden.

Mit Schutzmaske zum Ausstellungsgenuss

Museen und Ausstellungsräume seien laut Stadt im Vergleich "einfache" Schauplätze. Infektionstechnisch können diese ebenso betracht werden wie Geschäftsflächen, daher gelten auch die gleichen Maßnahmen. Für Museumsbesucher bedeutet das Maskenpflicht vom Eintritt bis zum Verlassen des Museums. Der Ein-Meter-Sicherheitsabstand ist zu allen Zeiten einzuhalten. Den Museen fällt zudem die Aufgabe der Desinfektion und der Optimierung des Raumklimas und der Lüftungsmaßnahmen zu.

Auch in Museen gilt laut dem Leitfaden eine Reduzierung der Besucherzahlen, sowohl im ganzen Museum als auch in den Einzelräumen. Pro zehn Quadratmeter Fläche schlägt die Stadt einen Besucher vor.

Auch bei Blockbustern im Kino gilt Maskenpflicht

Das Tragen von Nasen-Mund-Schutz-Masken ist auch bei Kinos, Theatern und jeder Form von Live-Performances verpflichtend. Gültig ist diese vom Eintritt bis zum Verlassen der Veranstaltung. Der Leitfaden schlägt gestaffelte Eintritte und bei mehreren Veranstaltungen pro Tag (also etwa im Kino) genug Zeit zum gründlichen Desinfizieren vor. Aus- und Eingänge sollen möglichst getrennt werden, Tickets vorzugsweise im Vorverkauf und nicht an der Abendkassa verkauft werden. Um die Abstandsregeln einzuhalten, müssen auch hier die Besucherzahlen ausgedünnt und die vergebenen Sitze im "Schachbrettmuster" vergeben werden. 

Die Corona-Regeln bringen nach dem Leitfaden auch ein Aus für Stehplätze sowie mehr Platz zwischen erster Reihe und Bühne. Pausen sollen nach Möglichkeit vermieden werden, für die Besucher soll es die freiwillige Möglichkeit zur Registrierung geben - so sollen im Falle einer Corona-Infektion rasch die Kontakte zu anderem im Saal erfasst werden können. 

Bund muss Rettungsschirm für Kultur spannen

Neben eigenen Lösungsansätzen hat die Wiener Stadtregierung aber auch Forderungen an den Bund im Gepäck: "Die Stadt Wien hat, etwa mit den Arbeitsstipendien für Künstler, rasch und zielsicher geholfen. 2.591 Personen haben bereits darum angesucht, 2.300 Ansuchen wurden bewilligt. Doch die Möglichkeiten der Stadt sind begrenzt", so Bürgermeister Ludwig.

Daher fordert Wien nun den Bund auf, Maßnahmen zu setzen. Die Stadt hat hier zwei Ziele im Auge: Einen Rettungsschirm für Kultureinrichtungen und Künstler, um ihnen durch die Coronakrise zu helfen und die Schaffung von rechtlich verbindenden Rahmenbedingungen, wie die Einrichtungen wieder aufsperren können. Mit dem nun vorgestellten Leitfaden zeigt die Stadt vor, wie das aussehen könnte.