Österreich

Kirche verbietet strittige Messe bei Bleiburg-Treff

Die Diözese Gurk-Klagenfurt hat angekündigt, die Messe zur Ustascha-Gedenkfeier heuer nicht abhalten zu wollen. Die kroatische Kirche schäumt.

Heute Redaktion
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Auch heuer wollten sich im Mai wieder unzählige Rechtsextreme in Bleiburg in Kärnten versammeln, um dem Massaker von Bleiburg zu gedenken. Tausende mit dem Nazi-Regime verbündete Ustascha-Kämpfer wurden dort 1945 von jugoslawischen Partisanen ermordet.

Das Treffen gilt inzwischen als größte Veranstaltung Rechtsextremer in Europa. Nicht nur zahlreiche Fahnen und Symbole der faschistischen kroatischen Ustascha-Bewegung sind dort alljährlich zu sehen, sondern auch Rechtsextreme aus vielen anderen europäischen Ländern. Kritiker fordern seit langem, das Treffen zu verbieten. Im Vorjahr wurden mehrere Besucher wegen Vergehen nach dem Verbotsgesetz festgenommen.

Das Loibacher Feld bei Bleiburg
war im Mai 1945 Schauplatz tragischer Ereignisse: slowenische, kroatische und serbische Soldaten, die an der Seite Hitler-Deutschlands gekämpft hatten und sich in Kärnten den britischen Truppen bereits ergeben hatten, wurden dort den kommunistische Partisanenverbänden Jugoslawiens übergeben. Zehntausende starben in der Folge bei Märschen und bei Massakern.

Weil das Gedenken an diese Opfer während der Zeit des Kommunismus in Jugoslawien verboten war, gewann das Loibacher Feld in Bleiburg immer mehr an Bedeutung für die Hinterbliebenen, weil dort auf einem Privatgrundstück eine große Gedenkstätte für die Opfer errichtet wurde. An den Gedenkfeiern nehmen seit den 1990er-Jahren immer wieder Spitzenrepräsentanten von Kirche und Politik in Kroatien teil.

Bei den Veranstaltungen werden allerdings auch regelmäßig Personen gesichtet, die durch das Tragen von Ustascha-Uniformen und faschistische Abzeichen und Embleme ebenso wie den Hitler-Gruß auffielen.

Jetzt wird der strittigen Gedenkfeier ein Ende gesetzt. Die katholische Kirche in Kärnten wird die Heilige Messer in diesem Jahr nicht abhalten, wie Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger entschieden hat.

Die heilige Messe am Bleiburger Feld sei "Teil einer Veranstaltung, die politisch instrumentalisiert und Teil eines politisch-nationalen Rituals ist, das einer selektiven Wahrnehmung und Deutung von Geschichte dient", heißt es in einer Aussendung von "Kathpress".

Zudem würde das Gesamterscheinungsbild der Veranstaltung am Bleiburger Feld dem Ansehen der katholischen Kirche schaden.

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) begrüßt diese Entscheidung. "Damit wurde der notwendige und aus meiner persönlichen Sicht richtige Schritt gesetzt, um dem alljährlichen Aufmarsch von Anhängern des verbotenen Ustascha-Regimes und anderen rechtsradikalen Gruppen auf Kärntner Boden, auf österreichischem Staatsgrund, zu unterbinden", so Kaiser in einer Aussendung.

Jetzt gelte es abzuwarten, ob und in welcher Form seitens der Organisatoren und Verantwortlichen die Feierlichkeiten beantragt werden. Das sei laut einem Bericht der "Kleinen Zeitung" bisher noch nicht passiert.

Weiter kündigte Kaiser an "umgehend mit Experten und Behördenvertretern alle Möglichkeiten und die entsprechenden gesetzlichen Handhabungen, die in überwiegendem Ausmaß der Bundesregierung zur Verfügung stehen, sorgfältig (zu) prüfen". Die Aufnahme der Ustascha-Abzeichen in das österreichische Verbotsgesetz war laut Kaiser schon ein erster wichtiger Schritt.

Wegen der Absage der Gedenkmesse übt die kroatische Bischofskonferenz nun allerdings scharfe Kritik an der Diözese Gurk-Klagenfurt. In einer Mitteilung warfen die Bischöfe der katholischen Kirche in Kärnten "Respektlosigkeit gegenüber den Opfern" vor, wie die APA berichtete.

Die Kroatische Bischofskonferenz bedauerte in einer Stellungnahme die Entscheidung Guggenbergers. Den von ihm angeführten Gründen widerspreche man entschieden und weise sie "zur Gänze zurück".

Der kroatische Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic kündigte indes Gespräche mit den Organisatoren der Gedenkfeier an. Die Messe findet unter dem gemeinsamen Ehrenschutz der kroatischen Bischofskonferenz und des kroatischen Parlaments sowie unter Beteiligung hochrangiger Politiker aus Zagreb statt. Außenministerin Marija Pejcinovic Buric lehnte einen Kommentar zur Entscheidung der Diözese laut "Kathpress" ab, betonte aber, dass eine Heilige Messe die "angemessenste" Form sei, der Opfer zu gedenken. (ek)

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