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Kirchenprotest gegen Vandalismus bei Antirassismus-Demo

Die Außenmauer des Priesterseminars soll bei der "Black Lives Matter Vienna"-Kundgebung am Freitag "beschmiert und verunstaltet" worden sein. Der Leiter des Priesterseminars Regens Tatzreiter fordert von Veranstaltern Wiedergutmachung und Prävention.

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Bereits bei der Demo am Donnerstag kletterten Demonstranten vor der Karlskirche auf die Engelsfiguren.
Bereits bei der Demo am Donnerstag kletterten Demonstranten vor der Karlskirche auf die Engelsfiguren.
Leserreporter

Die Demonstration von "Black Lives Matter Vienna" am Freitag hat zu einer kirchlichen Protestnote und einer polizeilichen Anzeige geführt: Wie der Regens der drei Priesterseminare Wien, Eisenstadt und St. Pölten am Samstag mitteilte, kam es im Zuge der Großkundgebung zu Vandalismus. Die Außenmauer des Priesterseminars in der Strudlhofgasse wurde großflächig beschmiert und verunstaltet, den dadurch entstandenen finanziellen Schaden habe er auf der benachbarten Bundespolizeiinspektion in der Boltzmanngasse gemeldet. 

Tatzreiter protestierte in einem Schreiben an die Journalistin und Aktivistin Imoan Kinshasa als Vertreterin der Demo-Veranstalter gegen die Schmierereien - ungeachtet aller "Wertschätzung für das von Ihnen und den tausenden Demonstranten gestern vor unserem Gebäude des Erzbischöflichen Priesterseminars lautstark ausgedrückte Anliegen". Die Seminarleitung sei nicht bereit, "diese dokumentierte Entgleisung ... reaktions- und tatenlos hinzunehmen". Tatzreiter ersuchte Kinshasa zur Stellungnahme und persönlichen Abstimmung zur Wiedergutmachung und Prävention.

Trotz regelmäßiger Demonstrationen in diesem Bereich sei es seit 2012 bis Freitag zu keinerlei Schäden an der Außenmauer gekommen, wies der Regens hin. Realistischer Weise seien derartige Verunstaltungen des in unmittelbarer Nähe zur US-Botschaft gelegenen kirchlichen Gebäudes aber weiterhin zu befürchten, schrieb Tatzreiter. Er habe bei der Polizei urgiert, gegebenenfalls gegen mutmaßliche Beschmierungstäter einzuschreiten. In einem Video wird ersichtlich, wie die Straßen im Zuge der Demo mit Kreide beschmiert wurden. Ob die Außenmauer mit des Priesterseminars in der Strudlhofgasse mit Kreide oder ähnlichenverschmutzt wurde, wird nicht näher erlätuert.

Für die Abgeltung des bereits entstandenen Schadens werde die Seminarleitung "mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln sorgen". Vandalismus, der gewiss kein Zeichen von "Frieden und Gerechtigkeit" sei, dürfe "weder heute noch morgen ohne Konsequenzen bleiben".

Priesterseminar: Das Anliegen sei gerechtfertigt, die Schäden nicht

Einen ähnlichen Protestbrief hatte der Regens zuvor an die stellvertretende Bezirksvorsteherin des ersten Wiener Gemeindebezirks, Mireille Ngosso, geschrieben - in der Fehlannahme, sie sei für die Kundgebung verantwortlich. Im Schreiben an Imoan Kinshasa bekannte sich Tatzreiter zu diesem Irrtum. In diesem ersten Brief versicherte Tazreiter der Adressatin, die jüngsten Ereignisse in den USA mit dem gewaltsamen Tod von George Floyd "haben auch bei uns in der katholischen Kirche für Entsetzen, tiefe Betroffenheit und Irritation gesorgt". Der Anlass der Kundgebung vor dem Erzbischöflichen Priesterseminar sei "daher für uns durchaus verständlich" gewesen.

Dennoch seien die "mutwilligen, gruppendynamisch entlang des Demonstrationsweges entfesselten Beschmierungen" nicht zu rechtfertigen: "Wie kann man zurecht gegen die schwere Missachtung der öffentlichen und privaten Rechte von Menschen auf- und eintreten und dabei zugleich Mittel anwenden, die fremdes Eigentum missachten und es ungerechterweise schwer in Mitleidenschaft ziehen?" Beiden Adressatinnen stellte Regens Tatzreiter eine "visuelle Dokumentation der Auswirkungen der kriminellen Vandalenakte zur Verfügung".

Antwort von Imoan Kinshasa: "Kein Verständnis und es wurde nur mit Kreide gemalt"

Die Initiatorin der Demonstration Imoan Kinshasa schrieb an "Heute", dass sie das Schreiben des Priesterseminars erhalten habe. "Wenn das Priesterseminar sich solidarisch zeigen will, dann hätte es gerne an unserer Demo teilnehmen können, um ein Zeichen zu setzen", so die Journalistin. Sie zeigte kein Verständnis dafür, dass sie nun für einen Schaden aufkommen sollte, den sie nicht gemacht hatte und von dem sie nichts wusste. Weiters prangert sie an, dass die "katholische Kirche maßgeblich an der Ausbeutung und Verschleppung so wie Tötung Schwarzer Menschen beteiligt war".
"Laut meiner Information wurde für die Schriftzüge Kreide verwendet, die man mit Wasser entfernen kann", so Imoan Kinshasa. Für sie sei es unerklärlich, dass das Priesterseminar sie persönlich nun verklagen wolle. "Wieso eine institution die über ein Milliarden Vermögen jetzt von einer Person die an der Armutsgrenze lebt Schadensersatz fordert, entzieht sich meiner Logik", so die Aktivstin.