Wien

Wiener musste Ehering verkaufen, um Essen zu besorgen

Jeder zweite Österreicher kommt kaum über die Runden. Mit der Kampagne "Schau ma, dass sich's ausgeht" macht der Samariterbund darauf aufmerksam.

Heute Redaktion
Viele müssen derzeit ihren Schmuck verkaufen (Symbolfoto)
Viele müssen derzeit ihren Schmuck verkaufen (Symbolfoto)
Bertil Ericson / TT News Agency / picturedesk.com

Pandemie, Rekord-Inflation, eine massive Teuerungswelle: 2022 wurde abermals zum Krisenjahr für zahlreiche Österreicher. Die Folgen der größten Teuerungswelle seit 50 Jahren belasten die Bevölkerung: Rund jeder Zweite kommt mit seinem Einkommen gerade noch so über die Runden, für viele geht es sich trotz Job gar nicht mehr aus, heißt es vom Samariterbund Wien.

Ehering um 60 Euro verkauft, um Familie zu ernähren

"Immer mehr Menschen brauchen unsere Hilfe“, so Präsidentin Susanne Drapalik. "Besonders die Nachfrage in unseren Sozialmärkten und in der Sozialberatung ist enorm gestiegen." Davon weiß auch Sozialarbeiterin Eni – aus erster Hand: "Ein Klient von uns hat seinen Ehering für 60 Euro verkauft, um weiterhin Lebensmittel für seine Familie besorgen zu können", erzählt sie. 

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    Influencerin Astrid Aschenbrenner
    Influencerin Astrid Aschenbrenner
    Samariterbund Wien

    Bereits vor der Krise konnten rund 81.000 Haushalte in Österreich ihre Wohnungen nicht ausreichend heizen. Nun werden es immer mehr. "Viele unserer Klienten können ihre Wohnung nicht warm halten. Um Stromkosten zu sparen, drehen einige den Kühlschrank ab und stellen die Lebensmittel auf das Fensterbrett", berichtet die Sozialberaterin. "Die Menschen wissen nicht mehr weiter. Sie wenden sich an uns und bitten um Hilfe."

    Prominente Unterstützung für Samariterbund-Kampagne

    Mit der Kampagne "Schau ma, dass sich's ausgeht", will der Samariterbund helfen – und holte sich dafür prominente Unterstützung aus Theater, Film, Fernsehen und Sport. Schauspieler Erwin Steinhauer, Sängerin Jazz Gitti, Tänzerin Conny Kreuter, und Boxer Fadi Merza, das Team der Dacia Vikings und die Influencerinnen Astrid Aschenbrenner und Mara Hohla setzen sich für die Kampagne ein und appellieren an die Solidarität der Bevölkerung.

    "Menschlichkeit ist die Überlebenschance unserer Gesellschaft. Nicht zuschauen – vorleben!", begründet Steinhauer sein Engagement. "Weil auch in Österreich mehr als 1,5 Millionen Menschen an der Armutsgrenze leben, ist es für mich wichtig, dass wir alle zusammenhalten", betont Fadi Merza. Auch Jazz Gitti appelliert an ein Miteinander: "Nur jetzt, wenn wir alle zusammenhalten, komma gut durch die Krise."

    Unterstützung in Sozialmärkten

    Mit der Kampagne zählt der Samariterbund Wien auf die Solidarität mit armutsbetroffenen Menschen und ruft zu Spenden auf. "Wir lassen niemanden in einer kalten Wohnung zurück und helfen den Menschen, bei denen es sich eben nicht mehr ausgeht", sagt Geschäftsführer Oliver Löhlein. "Aber um unsere Angebote weiterführen zu können, brauchen wir Spenden. Wenn die, die können, ein bisschen geben, geht sich’s für alle aus."

    In den Sozialmärkten erhalten Betroffene leistbare Lebensmittel, in der Sozialberatung Rat und Unterstützung. Für die Kinder gibt es kostenlose Lernunterstützung in den LernLEOs. Obdachlose und schutzsuchende Menschen bekommen in den Häusern der Wohnungs- und Flüchtlingshilfe ein Dach über dem Kopf und Betreuung. Mit dem neuen Suppenküchen-Projekt "Samariter Suppentopf" versorgt die Organisation Menschen in den Sozialmärkten mit warmen Mahlzeiten. Mehr dazu auf www.samariterbundwien.at