Klima-Kleber Mischa Bareuther hatte sich in Berlin so gut festgeklebt, dass die Polizei sogar schweres Geschütz auffahren musste, um ihn von der Straße zu bekommen. Der 34-Jährige fordert unter anderem Tempo 100 auf deutschen Autobahnen. Zu "20 Minuten" sagt er, dass er Verständnis für die Wut der Autofahrer habe.
Ich bin unverletzt und konnte den Asphalt von der Hand lösen. Es war ein bisschen schmerzhaft, aber kein Vergleich zu dem, was uns im nächsten Hitzesommer erwarten wird, wenn es wieder Tote geben wird oder Flüsse und Seen austrocknen.
Sie haben es auf verschiedene Arten und Weisen versucht und sich dann für den Presslufthammer entschieden. Die Straße war wohl dicker als gedacht. Es wurde zwei Stunden lang gebohrt und gehämmert. Ich hatte nur Sekundenkleber und Sand benutzt.
Nein. Wir sind das Ventil für viele Sachen, die sich bei den Menschen anstauen. Unsere Proteste richten sich nicht gegen die Autofahrer: Ich habe Verständnis dafür, dass sie wütend und verunsichert reagieren, wenn sie mit der Realität der drohenden Klimakatastrophe konfrontiert werden. Die Proteste sind für beide Seiten keine schöne Sache, aber es braucht einen Weckruf.
Gewisse Medien und Politiker mögen uns nicht. Ich habe vor 1,5 Jahren mein Studium der Umweltwissenschaften pausiert, um mich dem Klima-Aktivismus zu widmen. Das war im zwölften Semester. Es fehlt nur noch der Rest der Masterarbeit. Ich habe Bankkaufmann gelernt und mehrere Jahre bei der Sparkasse gearbeitet. Aktivisten wurden aber auch schon früher verunglimpft, wenn ziviler Widerstand gegen ein Unrecht geleistet wurde. Man denke nur an die Menschen, die sich an Atomtransporte gekettet haben.
Ich muss mich auf eine Geldstrafe, im äußersten Fall sogar auf eine Gefängnisstrafe einstellen. Dessen sind wir uns bewusst, bevor wir uns auf die Straße kleben.
Wenn wir keine Hoffnung mehr hätten, würden wir nicht mehr auf die Straße gehen. Es geht jetzt um jedes Zehntelgrad. Wenn wir die Grenze von 1,5 Grad Temperaturanstieg überschreiten, erreichen wir Klimakipppunkte wie das Abschmelzen des Grönlandeises oder das Absterben der Korallenriffe. Es braucht kollektives Handeln, um den kollektiven Suizid abzuwenden.
Wir müssen bis 2030 von den fossilen Energieträgern loskommen. Man sollte auch sofort kleine Schritte unternehmen, zum Beispiel Tempo 100 auf Autobahnen einführen. Und vor allem auch die Emissionen der Reichen einschränken. Auf Superjachten wird keine CO2-Steuer erhoben, während der kleine Handwerker in Berlin zahlen muss.