Gesundheit

Klimawandel geht mit diesem neuen Krankheitsbild einher

Der Klimawandel setzt nicht nur Flora und Fauna zu, sondern auch dem Menschen, wie ein Fall im Sommer 2021 aus Kanada zeigt.

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Vor allem die zunehmenden Hitzewellen setzen der Gesundheit zu.
Vor allem die zunehmenden Hitzewellen setzen der Gesundheit zu.
Getty Images

Die Thermometeranzeigen in Australien steigen immer weiter in schwindelerregende Höhen. Vor allem der Westen des Inselkontinents wird derzeit von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. Auch im Juni 2021 wurden Teile Kanadas von einer heftigen Hitzewelle heimgesucht. Teilweise herrschten 50 Grad Celsius. Gewitter lösten zudem Waldbrände aus. Die Kombination aus ausserordentlich hohen Temperaturen und dem Rauch bescherte den Spitälern in den betroffen Regionen einen regen Zulauf, wie kanadische Medien berichten. Es waren vor allem Erschöpfung, Dehydrierung und Atemwegsprobleme, die die Patientinnen und Patienten Hilfe aufsuchen liessen.

In der Notaufnahme des Kootenay Lake Hospital in der Kleinstadt Nelson fand sich eine Pensionistin ein, die nicht über neue Symptome, sondern über eine Verschlimmerung bekannter Gesundheitsprobleme klagte. "Sie hat Diabetes, leidet an Herzinsuffizienz und hatte wirklich Mühe, ihren Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten", zitiert "Glacier Media" den behandelnden Notfallmediziner Kyle Merritt.

Diagnose: Klimawandel

Bei der Patientin sei klar gewesen, dass sich ihre Symptome durch die Umweltbedingungen um sie herum verstärkt hätten, so Merrit. Entsprechend habe er den Klimawandel als Grund zur Diagnose notiert – es sei wichtig, die Hauptursache direkt zu benennen: Denn "wenn wir uns nicht um die zugrunde liegende Ursache kümmern und nur die Symptome behandeln, werden wir immer weiter zurückfallen."

Auch wenn die konkrete Benennung des Auslösers eine Premiere ist: Belege dafür, dass der Klimawandel nicht nur Regionen verschwinden lässt, sondern auch bereits Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat gibt es viele. Das Feld reicht von Herz-Kreislauf- sowie neuen und alten Infektionskrankheiten bis hin zu Verletzungen und Todesfällen. Erst letztes Jahr wurde ein neunjähriges Mädchen aus London zur ersten Person in Großbritannien, bei der Luftverschmutzung offiziell auf dem Totenschein vermerkt wurde.

Dringlicher Appell in 233 Fachjournalen

Die Dringlichkeit, etwas gegen die Erwärmung des Klimas zu tun, zeigt eine Aktion, an der sich 233 Fachjournale aus aller Welt beteiligten. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz 2021 veröffentlichten deren Herausgeber alle denselben Leitartikel. In diesem fordern sie im Namen der Gesundheitsbranche die Politik auf, den Klimanotstand ernst zu nehmen und ohne weiteren Zeitverlust zu handeln.

"Mit einem Anstieg der globalen Temperatur über 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Ära und einem weiteren Verlust der Artenvielfalt riskieren wir katastrophale Gesundheitsschäden, die nicht rückgängig zu machen sind", heisst es darin. Man könne nicht auf ein Ende der Covid-19-Pandemie warten. Auch Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), schließt sich an: Die Risiken, die der Klimawandel mit sich bringe, könnten die Risiken jeder einzelnen Krankheit in den Schatten stellen. Der Bericht des IPCC zeige, "dass jeder Bruchteil eines Grades Erwärmung unsere Gesundheit und Zukunft gefährdet."