Oberösterreich

Knalleffekt: Autofreier Hauptplatz schon Geschichte?

Nach nur einem Tag könnte der autofreie Hauptplatz schon bald wieder Geschichte sein. Damit droht Linz-Vize Markus Hein (FPÖ).

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Eigentlich war am Mittwoch der ersten autofreie Tag am Linzer Hauptplatz. Doch es kam anders.
Eigentlich war am Mittwoch der ersten autofreie Tag am Linzer Hauptplatz. Doch es kam anders.
Armin Bach

Nach der Rad-Demo auf der Nibelungenbrücke und dem Verkehrs-Chaos zieht nun Infrastruktrurreferent und Vize-Bürgermeister Markus Hein (FPÖ) die Notbremse.

"Die provozierende Rad-Demo auf der Nibelungenbrücke, die zu einem kompletten Verkehrsstillstand im Stadtgebiet führte, hat ein Nachspiel", so Hein in einer Aussendung. Deshalb habe er die Aufhebung der Verordnung, mit den einschränkenden Maßnahmen in der Klosterstraße, heute in Auftrag gegeben. Heißt: Er droht mit dem Aus für den "Autofreien Hauptplatz".

"Mit den nun gesetzten Schritten, können und werden wir im Wiederholungsfall sofort wieder zur alten Regelung zurückkehren und der autofreie Hauptplatz ist Geschichte.“

Das heißt konkret: "Sollte es noch einmal eine Provokation durch eine Demonstration zur Hauptverkehrszeit geben, kann ich durch die neue Verordnung das Projekt autofreier Hauptplatz sofort stoppen. Und das bleibt aber dann auch so", so Hein zu "Heute".

Luger bleibt gelassen

Man solle "das Kind nicht mit dem Bade ausschütten" meint Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) zu der ganzen Angelegenheit gegenüber "Heute". Sinnvoll wäre es sich in den kommenden Wochen anzusehen, wie die ganze Sache läuft und das Pilotprojekt nicht sofort abzublasen. Er sehe zwar keine Provokation seitens der Aktivisten, hält aber den Schritt von Heim für gut, denn so könne man rasch reagieren.

Die Situation bei der Radler-Demo: Riesen-Stau vor allem von Urfahr nach Linz.
Die Situation bei der Radler-Demo: Riesen-Stau vor allem von Urfahr nach Linz.
Stadt Linz

Polizei zog gegen 17.30 Uhr die Reißleine

Der Ärger des zuständigen Politikers ist vielleicht dadurch erklärbar, dass das Projekt "autofreier Hauptplatz" schon am ersten Tag ad absurdum geführt wurde. 

Denn: Ausgerechnet am ersten Tag des autofreien Hauptplatzes musste die Polizei am Mittwoch um 17.30 Uhr den Verkehr doch wieder für den Verkehr freigeben, wie unsere Videos unten zeigen:

Grund war die Radler-Demo auf der Nibelungenbrücke. Fotos und Videos zeigten, dass vor allem Richtung Linz von Urfahr kommend nichts mehr ging.

Zeugen vor Ort berichteten sogar, dass Einsatzfahrzeuge nur mit großer Mühe durchkamen. 

Als das Chaos immer größer wurde, zog die Polizei die Reißleine – und öffnete die Klosterstraße, die da gerade mal ein paar Stunden "autofrei" war.

An der Frage, wer am Chaos Schuld ist, scheiden sich die Geister. 

Das sagt Hein zum Chaos

Für Infrastrukturreferent Vizebürgermeister Markus Hein ist klar: Die Demo war der Auslöser. Er übt aber auch Kritik an der Polizei: „Es ist mir unerklärlich, wie eine Demonstration von der Landespolizeidirektion an solch einer neuralgischen Stelle während der Stoßzeit überhaupt genehmigt werden konnte. Tausende Menschen, ob im Bus oder PKW, verloren nach einem harten Arbeitstag durch wenige Provokateure am Rad wertvolle Freizeit.“

Hein fürchtet um das gesamte Projekt "autofreier Hauptplatz". In einer Aussendung heißt es: "Viel besser hätte man den ersten Tag des autofreien Hauptplatz nicht sabotieren können".

Zahlreiche verärgerte Menschen sähen irrtümlich nämlich genau darin die Schuld am Stau, so Hein: "Der Imageschaden eines autofreien Hauptplatzes ist enorm! Wir haben Grüne, Neos und Radlobby immer davor gewarnt, die Nibelungenbrücke zu blockieren. Heute sahen wir die Folgen.“

So reagiert Polit-Konkurrenz: "Kläglich gescheitert", "Bärendienst"

Die Polit-Konkurrenz nahm den aufgelegten Elfmeter dankend an. "Mangelnde Vorbereitung, zu wenige Hinweisschilder, kein Gesamtplan – die Sommersperre des Linzer Hauptplatzes für Kraftfahrzeuge ist bereits am ersten Tag kläglich gescheitert", sagte Vize-Bürgermeister Bernhard Baier von der Linzer Volkspartei in einer Aussendung zum autofreien Hauptplatz.

Der Fraktionsvorsitzende der Linzer SPÖ, GR Stefan Giegler, meinte: Er begrüße den Versuch des autofreien Hauptplatzes:  "Um das Erleben eines autofreien, künftig begrünten Hauptplatzes schon einmal zu ermöglichen". 

Mit der Aktion der Radler ging Giegler hart ins Gericht: "Der zusätzliche Aktionismus für einen weiteren Radfahrstreifen auf der Nibelungenbrücke war aber eine völlig unnötige Eskalation, die zu Recht den Zorn vieler, meist auf das Auto angewiesener Verkehrsteilnehmer nach sich gezogen hat. Diese Aktion war ein echter Bärendienst am an sich berechtigten Anliegen von uns RadfahrerInnen, eine bessere Querung über die Donau zu ermöglichen“, so Giegler, der sich selbst als "überzeugten Biker" bezeichnet.

Radler sagen: Polizei hat Schuld

Die Veranstalter (Radlobby, Fridays For Future, AUTOFREItag, Verkehrswende Jetzt) sehen die Schuld bei der Polizei. Diese hätte absichtlich für Chaos gesorgt, heißt es in einer Stellungnahme. "Die Polizei hat den Stau selbst verursacht: Leider hat die Polizei darauf bestanden, die Auto-Auffahrts-Rampe von der Donauländer auf die Brücke Richtung Urfahr künstlich einspurig zu verengen - obwohl dies nicht notwendig war. Diese künstliche Verengung war auch NICHT Teil unserer Anmeldung!!!"

Während sich also Rad-Aktivisten und die Politik streiten, wer Schuld am Verkehrskollaps war, dürften die wahren Verlierer des gestrigen Tages klar sein. Nämlich die Projekte "autofreier Hauptplatz" und "zusätzlicher Fahrradstreifen auf der Nibelungenbrücke". Beides wird die Bevölkerung künftig vor allem mit einem in Verbindung bringen: Chaos.

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