Österreich

Knalleffekt! "Killer-Bruder" hat keine Anwältin mehr

Fünf Tage nach dem entsetzlichen Mord an Bakhti S. in Wien-Favoriten will Verteidigerin Astrid Wagner den Killer (18) nicht mehr verteidigen.

Heute Redaktion
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Keine Chemie mit der Familie: Anwältin Wagner gibt Verteidigung des "Killer-Bruders" ab.
Keine Chemie mit der Familie: Anwältin Wagner gibt Verteidigung des "Killer-Bruders" ab.
Bild: Denise Auer

Sie bekam hasstriefende E-Mails und sogar Morddrohungen, weil sie Hikmatullah S. (18) als Anwältin zur Seite stand. Nun die brisante Wende: Astrid Wagner will nicht mehr Verteidigerin in der Causa Ehrenmord sein. "Meine Entscheidung hat aber nichts mit irgendwelchen Drohpostings im Internet zu tun, das möchte ich unbedingt klarstellen."

"Bin nicht die Richtige"

Was ist dann der Grund für den plötzlichen Sinneswandel, will "Heute" am Samstag von Wagner wissen. Die Verteidigerin umreißt im Telefonat den bedrückenden Hintergrund: "Mir liegt seit gestern der Ermittlungsakt vor, ich habe ihn in aller Ruhe durchgesehen und bin dabei zu der Entscheidung gelangt, dass ich nicht die richtige Anwältin für den Mandanten bin und gebe den Fall daher ab." Wagner habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, betont sie im Gespräch: "Ich habe den Verdächtigen und seine Familie persönlich kennengelernt. Aufgrund dieser Eindrücke und der Umstände der Tat, die mir jetzt Schwarz auf Weiß vorliegen, werde ich dem Gericht am Montag bekanntgeben, dass ich den jungen Mann nicht mehr vertrete."

Bakhti stand Zwangsheirat bevor

Hikmatullah S. soll seine eigene Schwester am Montag in Wien-Favoriten mit einer Vielzahl an Messerstichen hingerichtet haben, weil sie von der elterlichen Wohnung in ein Krisenbetreuungszentrum geflüchtet war. "Meine Eltern kränkten sich deswegen sehr", sagte der 18-Jährige. Er wollte sie zur Heimkehr überreden, doch die Aussprache eskalierte völlig und endete gegen 8.00 Uhr früh im Innenhof einer Wohnhausanlage in Favoriten in einer Tragödie. Dem Mädchen war zuhause die Decke auf den Kopf gefallen, da es als junge Frau überhaupt keine Rechte hatte. Bakhti durfte keine Freunde treffen, nicht telefonieren, das Kopftuch nicht ablegen – nicht einmal fotografiert werden. Demnächst hätte sie sogar eine Zwangshochzeit eingehen sollen, berichtete die "Kronen Zeitung" in ihrer Freitag-Ausgabe.

"Gut, dass sie tot ist …"



In den Einvernahmen durch die Kripo zeigte der junge Mann mit völlig wirrem Weltbild keine Reue und pochte immer darauf, dass Bakhti doch die Ehre der Familie gekränkt und verletzt hätte. Juristin Astrid Wagner: "Er hat wie jeder Straftäter in Österreich selbstverständlich die beste Verteidigung verdient, doch zwischen ihm, seiner Familie und mir hat die Chemie überhaupt nicht gepasst, daher ziehe ich an dieser Stelle den Schlussstrich."

Hikmatullah S. drohen 15 Jahre Haft

Trotz des Geständnisses des jungen Mannes, der gerne den Beruf des Bauarbeiters in Österreich erlernen wollte, bleiben viele Fragen offen. Von der Polizei wird jetzt geklärt, wie viel die Familie im Vorfeld der Bluttat von etwaigen Tötungsabsichten des jungen Mannes gewusst hatte. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes drohen dem jungen Erwachsenen 15 Jahre Haft.