Szene

Knallharte Ballerorgie in den Straßen von L.A.

Brutale Gangster und skrupellose Cops ziehen in die Schlacht. Sehr spannend. Sehr laut. Sehr Macho.

Heute Redaktion
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Frauen als Tauschware, Lockvögel und dekorative Begleiterscheinungen? "Criminal Squad" ("Den of Thieves" im Original) setzt in puncto Objektivierung des schönen Geschlechts alte Maßstäbe. Das aber weniger durch locker sitzende De­kolle­tés und wackelnde Hintern, als durch den beinah vollständigen Verzicht auf weibliche Figuren.

Eine derartige Ausgrenzung kennt man im Mainstream-Kino praktisch nur aus dem Kriegsfilm - und als solcher präsentiert sich "Criminal Squad" dann auch. Los Angeles wird zum Schlachtfeld, die Waffen der Protagonisten haben Militär-Kaliber und die Gewaltexzesse meist einen taktischen Hintergrund.

Ein Coup, ein Spitzel

Die Bankräuber Ray (Pablo Schreiber), Levi (50 Cent) und Bosco (Evan Jones) planen einen scheinbar unmöglichen Coup. Als bei einem ihrer Überfälle eine Handvoll Cops über die Klinge springt, schnappen sich Sheriff Big Nick (Gerard Butler) und seine Leute den Fahrer der Bande. Donnie (Ice Cubes Sohn O'Shea Jackson Jr.) soll die Ermittler auf dem Laufenden halten und steht schnell unter Druck von beiden Seiten.

Atemberaubendes Finale

Selbst in den härtesten Gangsterthrillern ist normalerweise Platz für weibliche Charaktere, selbst wenn sie nur als Erdung für die raubeinigen Ballermänner dienen. Die Glanzlichter des Genres messen den Damen meist mehr Bedeutung bei, wie etwa Michael Manns "Heat"(1995) und "Miami Vice" (2006). Dort definieren sich die Helden nicht nur durch ihre Frauen, letztere spielen auch eine tragende Rolle im Plot.

"Criminal Squad" setzt dem Publikum hingegen eine hermetisch abgeriegelte Männerwelt vor. Spätestens als die Ermittler verkünden, dass die Wurzeln der Gangsterbande im Highschool Football liegen, wird klar: Maskuliner geht es nicht. Mehr Hintergrundgeschichte verwehrt uns Regisseur und Drehbuchautor Christian Gudegast übrigens. Gemeinsam mit Big Nick betrachten wir daher schließlich ein Bild des jungen Ray im Marines-Outfit und fragen uns (ohne Hoffnung auf eine Antwort): "Was ist bloß mit dir passiert?"

Das alles macht die Charaktere von "Criminal Squad" so eindimensional, dass es schwer fällt, auch nur die geringste Gefühlsregung für ihr Schicksal aufzubringen - bis der große Showdown kommt... Die letzten 45 Minuten des Films sind Spannung pur. Plötzlich ist es völlig egal, dass wir so wenig über Big Nick und Co. wissen; das schweißtreibende Katz-und-Maus-Spiel zwischen Sheriff(s) und Räubern fesselt auch ohne Background-Story. Ein grandioses Finale, dass man vor allem als Fan kompromissloser Gangsterthriller gesehen haben muss.

"Criminal Squad" startet am 2. Februar in den österreichischen Kinos.

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