Niederösterreich

Reibereien wegen Primärversorgungszentrum in St. Pölten

Vier bis fünf Ärzte sollen im PVZ St. Pölten tätig sein.

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Zwischen vier und fünf Allgemeinmediziner sollen im geplanten Primärversorgungszentrum (PVZ) St. Pölten Nord bei der Living City tätig sein. Im Endausbau könnten es sogar bis zu acht Ärzten sein. Zumindest wenn es nach den Vorstellungen von Cosimo Tripaldi, dem energiegeladenen Projektentwickler mit portugiesisch-italienischen Wurzeln, geht.

    Dort, wo heute noch die Tintlinge (Schwammerl) gedeihen, soll 2023 ein Primärversorgungszentrum eröffnet werden.
    Dort, wo heute noch die Tintlinge (Schwammerl) gedeihen, soll 2023 ein Primärversorgungszentrum eröffnet werden.
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    Dies erregt allerdings den Widerstand der Ärztekammer. „Wir wissen von den Plänen nichts und sind nicht eingebunden“, ärgert sich Max Wudy, seitens der Kurie der niedergelassenen Ärzte. Generell stehe man solchen Konstrukten wie Primärversorgungszentren skeptisch gegenüber. „Hier geht es um Investmentfonds, Immobilien, Manager. Das Geschäft mit der Medizin steht im Vordergrund“, heißt es seitens der traditionellen Hausärzte. Aufgrund der Massenabwicklung in PVZ würden Patienten den notwendigen Bezug zum Hausarzt verlieren. Der Arzt unterstehe einem Management und werde zur austauschbaren Schachfigur. PVZ seien Wirtschaftsbetriebe mit anderen Rechten als niedergelassene Hausärzte.

    Auch PVZ in Neustadt und Innsbruck

    Auch wenn man mit der Spitze der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) verhandelt, das PVZ St. Pölten Nord, für das auch eine Apotheke und ein Restaurant geplant sind, ist keinesfalls schon fix: Es gab noch keine Zustimmung des Landes NÖ und bislang erst die Bewerbung einer Ärztin. Dennoch plant Projektentwickler Tripaldi bereits ein weiteres PVZ in Wiener Neustadt, wo die Verhandlungen mit dem Bürgermeister bereits weit gediehen seien sowie eines in Innsbruck.

    Das sagt Investor

    Projektentwickler Tripaldi widerspricht der Kritik, PVZ dienten nur dem schnöden Mammon: „Die schweizerisch-deutschen Investoren haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben.“ Außerdem würden PVZ einer jungen Ärzteschaft geregelte Arbeitszeiten bieten. „Damit wird der Arztberuf wieder attraktiv, das hohe Unternehmerrisiko das Hausärzte bisher hatten, fällt weg und die medizinische Versorgung wird gesichert.“

    Ärzte teils skeptisch

    Das ist ganz im Sinne der Politik. „PVZ kommen den Lebens- und Arbeitskonzepten der jüngeren Ärzte durchaus entgegen. Viele wollen nicht selbständig sein“, erklärte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein jüngst bei einem Besuch in St. Pölten. Auch die Vertretung im Krankheitsfall wäre innerhalb eines PVZ leichter organisierbar. Von den bis 2021 vorgesehenen 75 PVZ seien erst 30 in ganz Österreich in Betrieb. Mückstein kündigte an, 100 Millionen Euro zum Ausbau der Primärversorgungseinheiten zur Verfügung zu stellen. Ab 2022 werden die Gelder ausbezahlt.

    Die niedergelassenen Mediziner sehen das mit gemischten Gefühlen: „Wir Hausärzte sind seit jeher die besten Primärversorger in Sachen Gesundheit. Förderungen des Bundes in dieser ungeahnten Höhe wie für PVZ hat es für uns noch nie gegeben", meint etwa Allgemeinmedizinerin Karoline Tauchmann aus Weitra.

    Übrigens: Das PVZ St. Pölten Nord, soll um drei Mio. Euro in einem historischen Gebäude am Gelände der ehemaligen Spitzenfabrik in Viehofen errichtet werden - mehr dazu hier.

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