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Geiselnehmer wollte Frau anzünden

Eine Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof konnte durch die Polizei beendet werden. Der Verdächtige soll sich zu einer Terroristengruppe bekannt haben.

Heute Redaktion
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Blutiges Ende einer Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof: Nach rund zweistündigem Nervenkrieg hat ein Spezialeinsatzkommando (SEK) am Montag einen Angreifer in einer Apotheke des Bahnhofsgebäudes festgenommen. Bei dem Zugriff mit Blendgranaten um 14.54 Uhr trug der Geiselnehmer nach Polizeiangaben schwerste Verletzungen davon. Der genaue Tathergang und das Motiv blieben zunächst ungeklärt. Der Kölner Hauptbahnhof als größter Bahnknotenpunkt Westdeutschlands blieb stundenlang gesperrt.

Bei dem Zugriff wurde auch die Geisel verletzt, die der Mann am Mittag in der Apotheke in seine Gewalt gebracht hatte. Ob es sich bei der Frau um eine Beschäftigte der Apotheke oder eine Kundin handelte, blieb zunächst offen. "Die Motivlage des Angreifers ist noch unklar", sagte ein Polizeisprecher kurz nach dem Zugriff.

"Er bedrohte die Geisel massiv"

Bei einer Pressekonferenz informierte die Polizei am Abend. Der Verdächtige, der sich offenbar zu einer Terroristengruppe bekannt habe, zündete in einem Schnellimbiss im Bahnhof einen Molotow-Cocktail. Dabei erlitt ein 14-jähriges Mädchen Brandverletzungen.

Der Mann sei darauf in die gegenüberliegende Apotheke geflüchtet und habe eine Frau als Geisel genommen, sagt ein Polizeisprecher. Als die Einsatzkräfte in die Apotheke eindrangen, versuchte er, die Geisel anzuzünden. Ebenfalls hatte der Geiselnehmer eine Schusswaffe in der Hand. Man habe ihn mit mehreren Schüssen außer Gefecht gesetzt.

Verdächtiger forderte freien Abzug

Ein Terroranschlag könne aus mehreren Gründen nicht ausgeschlossen werden. So fand die Polizei in der Apotheke mehrere Gaskartuschen, zwei davon miteinander verbunden. "Mehrere Kartuschen waren auch an der Geisel befestigt."

Der Verdächtige hat laut Polizei die Freilassung einer Tunesierin verlangt. Zudem habe er einen freien Abzug gefordert.

Die Ermittlungen liefen "auf Hochtouren", erklärten die Beamten. Sie schalteten zudem ein Hinweisportal, in dem Zeugen Fotos und Videos rund um die Geiselnahme hochladen können.

Noch am Tatort fanden einem Polizeisprecher zufolge Wiederbelebungsversuche bei dem Mann statt - er war mit einem Bauchschuss niedergestreckt worden. Der Angreifer wurde auf die Intensivstation gebracht, wo er notoperiert wurde.

Blendgranaten abgefeuert

Mehrere Augenzeugen hatten Polizei und Feuerwehr am Mittag alarmiert. Die Einsatzkräfte rückten daraufhin gegen 12.45 Uhr mit einem Großaufgebot zum Breslauer Platz auf der Bahnhofsrückseite aus und sperrten das Bahnhofsgebäude komplett ab.

Besucher wurden über Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, den Hauptbahnhof schnellstmöglich zu verlassen. Am Nachmittag erfolgte der Zugriff durch das SEK. Dabei feuerten Beamten zwei Blendgranaten ab. Die Explosionen waren deutlich zu hören, wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete.

Flammen bis zur Hüfte

Unklar blieb zunächst der genaue Ablauf der Geiselnahme. Eine Augenzeugin berichtete vor Journalisten, dass sie am Mittag auf dem Breslauer Platz ein Telefongespräch geführt und plötzlich Schreie gehört habe.

Zwei Mädchen seien aus dem Café einer Schnellimbisskette herausgerannt. "Ein Mädchen rannte um ihr Leben", sagte die Zeugin, eine Flugbegleiterin.

Aufregung um vermeintliche Schüsse

Wenige Stunden nach der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof sind bei der Polizei mehrere Notrufe wegen vermeintlicher Schüsse am nahegelegenen Ebertplatz eingegangen. Laut Zeugenaussagen seien bei einer Auseinandersetzung zwischen rund 15 Menschen mehrere Schüsse abgegeben worden, sagte ein Polizeisprecher am Montagabend. Der Platz sei abgeriegelt worden, es seien aber keine Patronenhülsen oder sonstige Hinweise auf den Einsatz einer scharfen Waffe gefunden worden. Es sei auch niemand verletzt worden.

In der Nähe des Platzes sei ein Obdachloser festgenommen worden, der eine Schreckschusswaffe bei sich trug, sagte der Polizeisprecher. Ob der Mann damit geschossen habe, sei noch unklar.

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    (doz/chk/afp)