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Kohlenhändler alarmieren: "Menschen werden frieren"

In Sachsen schlagen jetzt die Händler von Festbrennstoffen Alarm. Die Nachfrage vor dem Winter ist riesig, die Lager aber leer.

Roman Palman
Im deutschen Sachsen werden Brennstoffe für Wohnungsöfen knapp.
Im deutschen Sachsen werden Brennstoffe für Wohnungsöfen knapp.
Getty Images/iStockphoto

Seit der russischen Invasion der Ukraine suchen Österreich, Deutschland und der Rest der EU eine Alternative zu Wladimir Putins Erdgas. Die Nachfrage nach Erneuerbaren boomt, doch auch um althergebrachte Energieträger wie Holz und Kohlebriketts herrscht ein Griss. Im ostdeutschen Bundesland Sachsen gibt es jetzt erste Warnungen vor einem Mangel.

"Die Händler haben bereits deutlich mehr Mengen verkauft als die letzten Jahre und haben nun auch keine Vorräte mehr"», sagte der Vorsitzende des sächsischen Brennstoff- und Mineralölhandelsverbandes, Raimond Senzel, gegenüber deutschen Medien. Seiner Schätzung nach, habe man heuer bereits 40 Prozent mehr Briketts ausgeliefert als noch 2021. Wer zuvor seinen Kamin nur zu Weihnachten befeuert habe, würde nun auf Dauerbetrieb umstellen und verbrauche so statt 300 Kilogramm pro Saison nun plötzlich zwei ganze Tonnen.

Einkaufspreise massiv gestiegen

Auch ein Blick auf die Internetseite des großen Leipziger Kohlenhändlers Jürgen Enze enthüllt Beunruhigendes: fast alle Produkte sind "zur Zeit nicht verfügbar". Für einige Produkte gebe es seit August einen Annahmestopp, schildert Enze. "Ich habe viel bestellt, bekomme aber nur einen Bruchteil und muss meine Kunden immer wieder vertrösten. Es werden einige Menschen im Winter frieren, weil sie keine Kohle mehr bekommen."

Das Geschäft floriert zwar offenbar, doch eine goldene Nase verdient sich der Deutsche damit nicht. Seine Einkaufspreise für Briketts sind seit um fast 80 Prozent gestiegen. Der Grund: Rohkohle wird nun vermehrt für die Stromversorgung an große Kraftwerke abgezweigt, nur noch geringe Mengen werden weiter zu Briketts verarbeitet. 

Reicht nicht für den Winter

"Dabei bräuchten wir gerade jetzt in der Energiekrise und bei den extrem hohen Kosten für Gas deutlich mehr Kohle für die Öfen in den Wohnungen", wird Brennstoffhändler Tom Adametz in der "FAZ" zitiert. Besonders Menschen mit niedrigem Einkommen, die sich keinen hochwertigen Ofen oder eine Wohnungssanierung leisten könnten. 

Das Schlimme: "Bei mir stehen die Kunden Schlange, aber ich musste die Abgabemenge bereits auf 500 Kilogramm pro Person rationieren", schildert Adametz. Damit käme ein Haushalt schon eine Weile durch, es reiche aber auf keinen Fall für den ganzen Winter.

Wenig rosig sieht es auch bei den hölzernen Brennstoffen aus. Den Sachsen sind rund 30 Prozent der Importe wegen der Kriegsfolgen weggebrochen und auch der Handelspartner Bosnien hat vor Monaten ein Ausfuhrverbot für Brennstoffe verhängt.

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