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Kollegen schenken Vater 3.300 Überstunden

Heute Redaktion
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Andreas Graf mit Sohn Julius auf der Schulter, Personalchefin Pia Meier und zwei Betriebsräten.
Andreas Graf mit Sohn Julius auf der Schulter, Personalchefin Pia Meier und zwei Betriebsräten.
Bild: zVg

Damit Andreas G. Zeit für seinen krebskranken Sohn hat, schenkten ihm Kollegen tausende Überstunden: Er konnte damit ein Jahr lang sein Kind pflegen.

Kollegialität, die weltweit Herzen erwärmt: Vor 12 Monaten hat Familienvater Andreas Graf aus Fronhausen (D) erfahren, dass sein damals dreijähriger Sohn Julius Leukämie (Blutkrebs) hat. Unzählige Stunden im Krankenhaus standen für die aufwendige Chemotherapie an. Schnell war Graf klar, dass er das neben seinem Job als Montagearbeiter zeitlich nicht schaffen kann.

"Ich habe erst einmal all' meinen Urlaub auf einmal genommen, wir hatten ja keine Ahnung, was da auf uns zukommt", so Graf gegenüber der "Hessenschau". Doch die Urlaubstage waren schnell aufgebraucht. "Für mich war damals klar, dass ich entweder kündigen muss, oder gekündigt werde", erzählt Graf aus der bitteren Zeit.

Firma rief Spendenaktion ins Leben

Doch seine Firma, die Designartikel-Firma Seidel in Fronhausen, zeigte unendlich viel Herz: Sofort startete das Unternehmen einen Spendenaufruf, damit die Familie finanziell abgesichert ist. Dann passiert das Unglaubliche: Die Personalchefin des Unternehmens, Pia Meier, setzt sich mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat zusammen, um eine schnelle und unkomplizierte Lösung zu finden. Die Idee: Alle Mitarbeiter des Unternehmens können Urlaubstage und Überstunden für Andreas Graf spenden, damit er sich um seinen Sohn kümmern kann.

In nur 14 Tagen wurden 3.300 Überstunden gespendet

Meier rief nach der Besprechung bei Andreas Graf an, sagt: "Herr Graf, mir ist das zu Ohren gekommen mit Ihrem Kind und wir sind sehr ergriffen. Wir machen eine Überstunden-Spendenaktion. Und ich weiß zwar noch nicht, wie viel zusammen kommt, aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, wir werden Ihnen auf jeden Fall helfen." Dann legte die Personalchefin Listen im Unternehmen und in der Tochterfirma Carus, die LED-Leuchten herstellt, auf. Was dann geschieht, rührt zu Tränen: In nur 14 Tagen kamen 3.300 Überstunden zusammen. Jeder einzelne der 700 Mitarbeiter im Unternehmen hatte sich beteiligt. Selbst Praktikanten und Menschen, die Graf noch nie persönlich begegnet sind.

Nächster Schicksalsschlag für die Familie Graf

Über das Wunder freut sich auch die Personalchefin: "Wir pflegen einen guten Kontakt zu unseren Mitarbeitern. Wenn dann so etwas passiert, ist es völlig klar, dass wir niemanden hängen lassen." Dass so viele Überstunden zusammenkamen, erfüllt sie aber auch mit Stolz.

Inzwischen geht es Julius besser, Papa Andreas hat zwei Drittel der Überstunden aufgebraucht, konnte sich ohne Geldsorgen ein Jahr lang um den Kleinen kümmern. Mittlerweile muss es das ganz alleine tun: Im Oktober starb Julius Mama an einem Herzleiden. (isa)