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Koller schießt gegen ÖFB scharf: "Keine Fachleute!"

Heute Redaktion
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Abschiedsspiel! Marcel Koller sitzt heute beim WM-Quali-Spiel Moldawien gegen Österreich zum letzten Mal auf der ÖFB-Trainerbank. Vorher teilt er kräftig aus.

Marcel Koller ist ein besonnener Mensch. So führte er Österreich bis auf Platz zehn der Weltrangliste. So entfachte er eine Fußball-Euphorie im Land. Nach der verpassten WM-Quali endet heute Abend in Chisinau (ab 20.45 Uhr im Liveticker) eine Ära. Das 54. Länderspiel wird das letzte für den Schweizer auf der ÖFB-Trainerbank sein. Obwohl Koller zuletzt klarstellte: "Offiziell hat mir das noch keiner gesagt." Der 56-jährige Schweizer feierte 24 Siege, holte 13 Remis, verlor 16 Mal für Österreich – in der WM-Quali zu oft.

Jüngste Startelf gegen Moldawien

Am Montagabend in Moldawien wird Koller das jüngste Team seiner Ära aufbieten. Durchschnittsalter: rund 24 Jahre.

Koller hinterlässt seinem Nachfolger, den Neo-Sportdirektor Peter Schöttel bereits sucht, also einen guten Stamm an jungen Spielern. Dass Schöttel nur wenige Tage Zeit bleiben, um die Teamchef-Kandidaten bei ÖFB-Boss Leo Windtner zu deponieren, ist ein weiteres Kapitel der Pleiten- und Pannenshow beim ÖFB.

"Das war ein bisschen schwierig"

Im Interview mit der "Kleinen Zeitung" schießt Noch-Teamchef Koller jetzt scharf gegen den Verband. Er lässt dabei kein gutes Haar am ÖFB. "Was jetzt abgelaufen ist in dieser Woche, war ein bisschen schwierig. Auf der einen Seite konnte man schon lesen, dass Peter Schöttel neuer Sportdirektor wird, und er ist es dann auch geworden. Das sagt schon einiges aus. Die Medien wissen mehr als diejenigen, um die es eigentlich geht." Auf die Nachfrage, ob da ein kritischer Unterton mitklingt, sagt Koller: "Ja, das kann man so sagen."

Koller über das fehlende Konzept

Ob sich die Österreicher nun um ihr Nationalteam sorgen müssen, will der Schweizer nicht beurteilen. "Das ist derzeit kaum zu beurteilen, weil ich ja nicht weiß, wer kommt. Und den jetzt bestellten Peter Schöttel kenne ich nur als Klub-Trainer", so Koller über Schöttel, der mit seiner Aussage, noch kein detailliertes Konzept zu haben, erstmals medial Kritik erntete. Den Umstand der Konzeptlosigkeit kommentierte Koller so: "Ja, also." Dann zögerte er, machte eine Pause und meinte: "Nein, dazu möchte ich eigentlich nichts sagen."

"Dort sitzen ja keine Fachleute"

Der scheidende Teamchef bedauert den Abschied von Sportdirektor Willi Ruttensteiner und kritisiert das ÖFB-Präsidium hart. "Ich glaube auch, dass ein Sportdirektor über dem Teamchef stehen muss, und er muss ja die sportlichen Vorgänge dem Präsidium gegenüber kommunizieren. Dort sitzen ja keine Fachleute. Ob die das dann interessiert oder nicht, können wir aber nicht beeinflussen", so Koller.

Koller über seine Zukunft

Zu seiner Zukunft äußert sich Koller schließlich auch. So wären demnach bereits Anfragen eingetrudelt, Koller hätte aber keine Eile. Auch ein Job in der österreichischen Bundesliga wäre vorstellbar. Aber: "Da lasse ich jetzt auf jeden Fall ein bisschen Zeit vergehen." (red)