Coronavirus

Kommt jetzt die nächste Weltwirtschaftskrise?

Die weltweiten Märkte sind in Aufruhr – wir stehen am Rande einer Rezession. Das werden wir auch in der Geldbörse spüren.

Heute Redaktion
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Reiseverbote, einbrechende Börsenkurse und Hamsterkäufe in den Läden: Das Coronavirus hat die Welt in Panik versetzt. Was bedeutet das Ganze für die Weltwirtschaft? Und wie spüren wir das im Portemonnaie? Ökonom Klaus Wellershoff vom Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners gibt Antworten im Interview:

Herr Wellershoff, ist das der Beginn einer neuen Weltwirtschaftskrise?

Man kann nicht von einer Weltwirtschaftskrise sprechen. Der Begriff ist für die Krise der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts reserviert. Dennoch wäre es blauäugig zu sagen, dass wir nicht am Rande einer Rezession stehen.

Wie spüren die Menschen das im Portemonnaie?

Es könnte für einige von uns leider bald weniger gut gefüllt sein. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sehr viele Menschen jetzt mit Kurzarbeit konfrontiert sind. Und die Beschäftigungszahlen dürften sich verschlechtern. Immerhin sollten die Konsumentenpreise angesichts der tieferen Ölpreise ebenfalls leicht fallen. Die Nachfrage sinkt und die Händler dürften bereit sein, bei langlebigen Gebrauchsgütern Rabatte zu gewähren.

Wie bewerten Sie die Reaktionen an den Börsen?

Was wir an den Finanzmärkten am Donnerstagmorgen sahen, ist ein Ausdruck der Enttäuschung, dass Präsident Trump am Abend zuvor keine konkrete politische Unterstützung für die Wirtschaft anbieten konnte. Im Gegenteil: Die angekündigten Reisebeschränkungen werden die Wirtschaft noch mehr behindern.

Muss man nun Angst um sein Erspartes haben?

Um langfristig Erspartes müssen wir uns noch keine Sorgen machen. Eine Korrektur an den Märkten war lange fällig – es wäre naiv zu glauben, dass die Börse immer nur auf Höchstständen notiert.

Lohnt es sich, jetzt Vorräte zu kaufen?

Jeder muss selbst entscheiden, wie viel Vorrat er oder sie will. Da die Nachfrage nach Produkten wie Konserven derzeit groß ist, dürften die Preise kaum sinken. Bei den langlebigen Gebrauchsgütern wie etwa Kleidern oder Autos könnte es hingegen mehr Rabatte geben. Da lohnt es sich vielleicht, etwas mit dem Kauf zu warten.

Wie schlimm ist Trumps Einreiseverbot für uns?

Wir müssen uns seit einigen Wochen damit vertraut machen, dass die Weltwirtschaft leidet. Da ist der Entschluss von Trump nur ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Wann erwarten Sie eine Erholung der Weltwirtschaft?

Es wird sicher eine Wachstumsbeschleunigung geben, wenn sich die Lage beruhigt hat. Wann das sein wird, lässt sich nicht voraussagen, weil sämtliche medizinischen Szenarien sehr unsicher sind und wir nicht wissen, wie Regierungen und Konsumenten reagieren werden.

Keine Erholung an Börse

Nach dem größten Minus an der Wiener Börse hat der Markt Freitagfrüh mit einer leichten Erholung gestartet. Allerdings war diese nur von kurzer Dauer.

Gegenüber Donnerstag gab der Leitindex bis knapp vor 10.00 Uhr zu Handelsschluss um weitere 1,89 Punkte nach. Der deutsche DAX startete mit rund 9.260 Punkten und damit einem leichten Plus von knapp 3 Prozent.