Eva Dichand

Kopfnüsse – mit Eva Dichand im siebenten Himmel

Ganz spezielle Kopfnüsse zu einem besonderen Geburtstag: "Heute"-Chefredakteur Christian Nusser schreibt über "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand.

Christian Nusser
"Kopfnüsse" für Eva Dichand
"Kopfnüsse" für Eva Dichand
Sabine Hertel

Ich lernte Eva Dichand im Halbstock kennen, aber von da an ging es steil nach oben. Im Herbst 2011 erreichte mich ein Anruf aus Wien-Heiligenstadt. Ob ich mir vorstellen könnte? Wir trafen uns im Grand Hotel am Ring an einem Tisch, den Ludwig XIV. auf einer Urlaubsreise an den Plattensee vergessen haben muss. Das Grand Hotel ist ein edler Laden, auf hochflorigen Teppichen paradieren Menschen mit hochgehaltenen Nasen, teils echt, teils echt gut gemacht. Richard Lugner lagert hier seine Opernball-Ernte des Jahres ein, letzte Woche bekam Jane Fonda seine Gastfreundschaft zu spüren.

Ein Treffen mit Mr. & Mrs. Smith

Ludwig XIV. muss klein von Wuchs gewesen sein, sein Tisch war so niedrig, dass ich mir die Knie oft an der Tischplatte stieß. Eva Dichand war mit Wolfgang Jansky erschienen, Geschäftsführer von "Heute". Die beiden wirkten auf mich wie Mr. & Mrs. Smith aus dem gleichnamigen Film, da ich aber keine Waffen erkennen konnte, beunruhigte mich das nicht weiter. Nach etwas Small Talk, einer meiner geheimen Leidenschaften, legte Eva Dichand eine Ausgabe von "Heute" auf Ludwig XIV. und bat mich um eine Blattkritik. Ich mache bei solchen Gelegenheiten selten Gefangene, aber ich bemühte mich, blätterte durchs Heft, machte Anmerkungen, was Optik und Inhalt, vor allem Ausstrahlung betraf, lobte, ich war eigentlich ganz putzig. Als ich fertig war, schauten sich Mr. Smith und Mrs. Smith an, ich konnte ihre Blicke nicht deuten, die Runde zerstreute sich bald. Unversehrt. Später erfuhr ich, dass der Redaktion hernach brandheiß ein paar Kostproben meiner Blattkritik serviert worden waren. Das machte meinen Start bei "Heute" nur mittelbar einfach.

Ein paar Tage später meldete sich Eva Dichand erneut bei mir und ersuchte um einen zweiten Termin. Ich dachte, okay, vielleicht will sie die Blattkritik zu einer Art Ritual machen, oder sie sucht Vertiefung in Art und Wesen der Sportberichterstattung, ihr Interesse daran reicht aus, um grob zu wissen, wofür man Schläger, Ski oder Beine benötigt. Wir trafen uns wieder im Grand Hotel, diesmal im Unkai im siebenten Stock, gleich neben dem Le Ciel. Mein Engagement bei "Heute" wurde also im Himmel in Soja gegossen, irgendwo zwischen Kaiseki, Gozen und Shabu-Shabu entstand neues Leben.

Eva Dichand und Christian Nusser bei einem Betriebsausflug nach Istanbul (2014)
Eva Dichand und Christian Nusser bei einem Betriebsausflug nach Istanbul (2014)
privat

Eva Dichand hat diesen Blondinen-Malus

"Die hältst du kein Jahr aus", warnten mich manche, inzwischen sind es fast 11. Ich durfte Eva Dichand als Verlegerin kennenlernen, wie ich sie vom klassischen Zuschnitt her sonst nur in Deutschland erlebt habe. Ihr Horizont reicht weit über dieses Land hinaus, sie ist in der Vernetzung eine Globalisierungskraft. Es kann passieren, dass sie bei einem Kaffee nebenbei erzählt, wie das Zelten mit dem norwegischen Königspaar gelaufen ist, sie macht keine großen Anstalten daraus. Wir leben in fremden Welten, ich möchte nicht tauschen. Ich bin mit Eva Dichand per Sie, wie ich mit mir selbst auch nicht immer per Du bin, ich finde es gut so, wie es ist. Ihr Intellekt wird grob unterschätzt, sie hat diesen Blondinen-Malus. Sie liest Bilanzen wie Groschenromane, erkennt Trends frühzeitig. Ihr Kopf lebt in Zahlenräumen, ihr Herz in Kunst, vielleicht, weil Bilder die Einzigen sind, die nichts von ihr haben wollen außer ihre Aufmerksamkeit. Eva Dichand kann ein Vulkan sein. Sie sprudelt vor Ideen, sie hält nichts zurück und nichts hält sie zurück. Nicht immer geht es gut aus, wenn die Lava das Meer erreicht. Oft schickt sie mitten in der Nacht WhatsApp-Nachrichten voller Tippfehler, die vielen Emojis können da wenig retten.

Nun feiert Eva Dichand einen runden Geburtstag, ich habe vergessen, welchen. Man muss ihr nichts wünschen, es ist ja nichts passiert.

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