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Dem Kosovo droht jetzt ein politisches Chaos

Heute Redaktion
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Nach nur sechs Wochen im Amt wurde der populäre kosovarische Premierminister Albin Kurti in der Nacht auf Donnerstag vom Parlament entmachtet.
Nach nur sechs Wochen im Amt wurde der populäre kosovarische Premierminister Albin Kurti in der Nacht auf Donnerstag vom Parlament entmachtet.
Bild: picturedesk.com

Der populäre kosovarische Premierminister Albin Kurti wurde nach nur 50 Tagen im Amt vom Parlament abserviert, das damit dem Druck der Trump-Administration nachgibt.

Der Kosovo steht vor einer innenpolitischen Zerreißprobe. In der Nacht auf Donnerstag hat das Parlament in Pristina die Regierung von Premierminister Albin Kurti nach nur 50 Tagen im Amt abgewählt. Auslöser war ein Streit über die Strategie im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie.

Für einen Misstrauensantrag gegen die Regierung von Ministerpräsident Albin Kurti stimmten am späten Mittwochabend im Parlament 82 von 120 Abgeordneten. 32 stimmten dagegen, einer enthielt sich der Stimme, berichtete der öffentlich-rechtliche TV-Sender RTK. Der Sturz der Regierung ist die Folge eines Zerwürfnisses zwischen den beiden Koalitionspartnern, Kurtis links-nationaler Vetevendosje (Selbstbestimmung) und der konservativen Demokratischen Liga des Kosovos (LDK).

Kurti hatte den von der LDK gestellten Innenminister Agim Veliu entlassen. Dieser hatte wegen der Corona-Krise die Ausrufung des Ausnahmezustands verlangt, Kurti war aber dagegen. Im Kosovo wurde bisher bei 63 Menschen das Virus Sars-CoV-2 nachgewiesen, ein Mensch starb an der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19.

Pandemie nur ein Vorwand?

Der Konflikt um den Ausnahmezustand spitzte die Gegensätze zwischen den Koalitionspartnern zu, die schon zuvor bestanden hatten. Laut einem Bericht des "Tages Anzeigers", war dies aber nur ein Vorwand, um die Regierung zu entmachten. Demnach wurde Allianz von Kurtis Gegnern vom US-Botschafter in Berlin angetrieben. Richard Grenell ist auch Donald Trumps Sondergesandter für den Dialog zwischen Serbien und Kosovo. Er hatte die Regierung Kurti ultimativ aufgefordert, die Strafzölle für Einfuhren aus Serbien aufzuheben.

Weiter will Grenell auch einen Deal durchsetzen, bei dem es um einen Gebietsaustausch zwischen Serbien und Kosovo geht. Wie dieser genau aussieht, ist indes nicht bekannt. Der abgesetzte Premier Kurti war nicht bereit, den Forderungen der Trump-Administration umgehend nachzukommen, weil er ein unvorteilhaftes Abkommen mit Serbien fürchtete.

Lösung in 15 Tagen

Der neuen Regierung hatte die Bevölkerung große Erwartungen entgegengebracht. Sie löste eine Machtformation ab, die sich zum Großteil aus ehemaligen Milizführern des anti-serbischen Aufstands der 1990er-Jahre rekrutierte. Diese hatten zwei Jahrzehnte lang die Politik des jungen Landes bestimmt und in den Augen der Bevölkerung korrupt und ineffizient regiert.

Der Verfassung zufolge hat nun Vetevendosje als mandatsstärkste Fraktion 15 Tage Zeit, um einen neuen Ministerpräsidenten zu stellen.

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