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Der einst am dichtesten besiedelte Ort der Welt

Die Kowloon Walled City in China war einst der am dichtesten besiedelte Ort der Welt. 1994 wurde die "Stadt in einer Stadt" abgerissen.

Heute Redaktion
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Die Kowloon Walled City in Hongkong war unter vielen Namen bekannt: als "Stadt der Dunkelheit", als "Stadt in einer Stadt" und als "die Mauer". Und während sie für die meisten Chinesen eine Art rechtsfreier, völlig überfüllter Raum war, war es für 35.000 Menschen in 300 aneinandergebauten Gebäuden ein Zuhause.

Dort gab es alles: Wohnungen, Geschäfte, Kindergärten, Werkstätten, Bordelle, versteckte Opium-Höhlen und Mini-Casinos. Die Polizei und andere Behörden ließen sich in der "Stadt in einer Stadt" selten blicken, in der Kowloon Walled City herrschten eigene Gesetze.

Im Zweiten Weltkrieg zerstört

Das galt natürlich auch für den Bau: Das Viertel besteht aus 300 aneinandergebauten Hochhäusern – ein Architekt war an keinem einzigen beteiligt. Entsprechend schlecht stand es um Elektrizität und sanitäre Anlagen, Treppen und Gebäude waren in einem schlechten Zustand.

Das Viertel gab es schon seit Jahrhunderten. Lange Zeit gab es Streit zwischen China und dem britischen Königreich, wem Kowloon Walled City gehört. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten die Japaner einen Großteil des Viertels – das hielt Flüchtlinge nach dem Krieg aber nicht davon ab, sich dort niederzulassen: Die Mieten waren tief und niemand brauchte eine Lizenz, ein Visum oder eine Bewilligung. 1947 lebten rund 2.000 Menschen dort.

Rasantes Bevölkerungswachstum

1971 lebten in der "Stadt der Dunkelheit" bereits 10.000 Menschen in rund 2.000 Wohnungen und Unterkünften. In den späten Achtzigern wohnten in Kowloon Walled City 35.000 Menschen – und das, obwohl die Regierung mehrfach versucht hatte, das Viertel zu räumen. Das Problem: Das Viertel gehörte zu China, nicht zu Hongkong. Um diplomatische Beziehungen nicht zu belasten, wurden die Bewohner von der Regierung meist ignoriert.

Das Viertel wurde immer voller, immer chaotischer und immer enger: In manchen Gebäuden konnten Fenster nicht mehr geöffnet werden, weil die anderen Häuser zu nah waren. Neben den diversen Wohnungen gab es auch eine ganze Reihe von kleinen Werkstätten, Garagen, Restaurants und Läden.

Und während diese Geschäfte ihren Besitzern ein Einkommen sicherten, sorgten sie auch für zusätzliche Verschmutzung mit Abfall, schlechter Luft und einer erhöhten Brandgefahr. Da sich niemand um sie kümmerte, mussten die Bewohner der Kawloon Walled City selbst für akzeptable Lebensumstände sorgen.

1994 abgerissen

Im Januar 1987 wurde definitiv beschlossen, das Viertel abzureißen. Bis alle Bewohner ausgezogen waren, dauerte es allerdings bis im März 1993. Dann, vor 27 Jahren, begann der Abriss des überfülltesten Viertels der Welt: Auf nur gerade 2,7 Hektar (27.000 Quadratmeter) lebten bis zu 35.000 Menschen.

Mit einer Bevölkerungsdichte von 1,3 Millionen Einwohnern je Quadratkilometer war das Viertel in Hongkong der Ort mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt. Heute befindet sich dort ein Park, in dem auch ein Modell und Ruinen der Kawloon Walled City besichtigt werden können.

Ehemalige Bewohner vermissen die Chaos-Stadt

Doch trotz der Zustände vermissen manche Ex-Bewohner ihr Zuhause. So zum Beispiel die Familie Heung, die seit den Siebzigern dort lebte – in einer Wohnung mit sechs anderen Familien.

"Wir waren arm, aber auch sehr glücklich. Die Räume waren winzig und wir hatten nicht mal Platz für einen Esstisch. Aber ich fand es damals schön, dass so viele andere Kinder mit uns lebten", sagt Heung Yin-king, die älteste Tochter gegenüber der "South China Morning Post".

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