Österreich

Krankentransporte: Nun werden Wartezeiten erhoben

Heute Redaktion
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Seit der Novelle des Krankentransport-Gesetzes müssen Patienten teils stundenlange warten. Nach einem Runden Tisch mit allen Akteuren soll nun eine Lösung gefunden werden.
Seit der Novelle des Krankentransport-Gesetzes müssen Patienten teils stundenlange warten. Nach einem Runden Tisch mit allen Akteuren soll nun eine Lösung gefunden werden.
Bild: iStock (Symbolbild)

Mit einem gemeinsamen Bekenntnis zur Reduktion der Wartezeiten endete am Donnerstag ein erster Runder Tisch in Patientenanwaltschaft. Auch erste Lösungen gibt es.

Seit Inkrafttreten der Novelle zum Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetz am 1. April häufen sich in der Wiener Pflege-, Patientinnen und Patientenanwaltschaft die Beschwerden über lange Wartezeiten auf Krankentransporte.

Grund dafür ist, dass laut dem neuen Gesetz Patienten nur noch von Rettungsorganisationen, jedoch nicht mehr von Privaten befördert werden dürfen. Das sorgt für lange Wartezeiten, mitunter bis zu sieben Stunden – "Heute" hat berichtet.

Um dafür eine Lösung zu finden, initiierten der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz einen Runden Tisch, bei dem die Akteure aus der WGKK, der Wiener Rettung, dem KAV und Rettungsorganisationen zusammenkommen. Am Donnerstag fand dieser in der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft(WAPP) statt.

"Wartezeiten als unzumutbare Belastung"

Beim Treffen war man sich einig, dass überlange Wartezeiten auf Krankentransporte für Patienten eine unzumutbare Belastung darstellen. Laut Pilz habe es in einem "offenen und kollegialen Gespräch" Konsens zur Reduzierung von Wartezeiten gegeben. Das sei nicht nur im Interesse der Patienten, sondern auch der Gesundheitsanbieter.

Spitäler und Pflegeeinrichtungen sollen Wartezeiten melden



Dafür brauche es organisationsübergreifende Lösungen zwischen Spitälern, Ambulanzen, Pflegeheimen, Ordinationen und Rettungsorganisationen. Gegenüber Radio Wien erklärte Pilz, in dem Gespräch habe es keine Einigkeit gegeben, wie groß das Problem mit den Wartezeiten tatsächlich sei. Daher lässt sie nun die tatsächlichen Wartezeiten erheben. Dazu versendet die WPPA Anfang nächster Briefe an Spitäler und Pflegeeinrichtungen, wann es Ergebnisse geben wird, steht noch nicht fest.

Dennoch zieht Pilz nach dem Gespräch eine positive Bilanz: "Alle Akteure bekundeten die Bereitschaft, durch bessere Abstimmung und aktive Zusammenarbeit die Transporte effizienter zu organisieren." Gelingen soll das durch die vorrangige Nutzung der elektronischen Anmeldeplattform durch die Organisationen, eine

Verbesserung in der Termin- und Ablauforganisation, die rechtzeitige Voranmeldung der Patienten für einen Krankentransport durch die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen und einen Ausbau von Terminambulanzen.

Pilz fordert mehr Ressourcen

Als kritisch sieht Pilz die vorhandenen Ressourcen an. Diese seien künftig auf Bundesebene oder von der künftigen Gesundheitskasse besser zu gestalten. Probleme machen den Rettungsorganisationen vor allem der Mangel an Zivildienern. Das Rote Kreuz etwa schlug bereits Anfang des Jahres Alarm, dass sich der Personalmangel auf die Patientenversorgung auswirke.

Pilz sieht die Verantwortung aber auch bei den Rettungsorganisationen selbst. Sie seien gefordert, genügend Personal bereitzustellen und Infrastruktur effizient einzusetzen, damit die Intention des WRKG, nämlich die Versorgungsqualität für die Patienten zu verbessern, umgesetzt werden könne.

Die Gespräche zwischen den Verhandlungspartnern hinsichtlich der Lösung der Schnittstellenprobleme sollen jedenfalls fortgesetzt werden. Gegenüber Radio Wien kann sich Pilz auch einen zweiten Runden Tisch Ende des Jahres vorstellen.

Opposition übt Kritik, Hacker macht "Überbestellung" verantwortlich

Die ÖVP sieht den Runden Tisch als längst überfällig an. "Wir fordern seit langem eine Evaluierung der Situation, denn für die Wienerinnen und Wiener muss ein funktionierendes Miteinander von Rettungsorganisationen und Fahrtendiensten sichergestellt werden", betonte Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec.

Die Neos Wien hingegen sehen sich in ihrer Kritik und der Ablehnung der Novelle bestätigt. "Ich habe damals schon davor gewarnt, dass man zuerst Prozesse verändern muss, um die Qualität zu heben. Nichts ist passiert – jetzt stehen wir vor einem richtigen Schlamassel für die Patientinnen und Patienten. Die Novelle hat massive Wartezeiten für Patienten zur Folge", so der pinke Gesundheitssprecher Stefan Gara.

Für Gesundheitsstadtrat Hacker hätten die Wartezeiten "nichts mit der Frage der Regulierung der Rettungstransporte zu tun". Im Zuge der Gesetzesänderung sei der Zuständigkeitsbereich von Krankentransporten von jenen der Fahrtendienste abgegrenzt worden, denn zwischen Krankentransporten und Fahrtendiensten gebe es unterschiedliche Qualitätsnormen, etwa Hygienevorschriften und unterschiedlich ausgebildete Sanitäter. Die Wartezeit sei somit nicht das einzige Qualitätskriterium.

Problematisch sieht Hacker vielmehr die Tatsache, dass "manche Abteilungen in Wiener Spitälern zu viele Patientinnen und Patienten gleichzeitig zur Kontrolle bestellen" und die Fahrtendienste, Rettungs- und Krankentransporte deshalb überlastet sein könnten.