Wirtschaft

Kreditvergabe: Auch Vorname entscheidend

Heute Redaktion
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Bei Bonitätsprüfungen - "Credit Scoring" - werden oft private Daten gesammelt und bewertet, die Lebensumstände der Kunden beleuchten und als Entscheidungshilfe für Kredite oder Vergabe von Arbeitslosengeld dienen. Zudem seien die Entscheidungen oft intransparent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Akademie der Wissenschaften im Auftrag der Arbeiterkammer in den vergangenen Monaten durchgeführt hat.

Bei Bonitätsprüfungen - "Credit Scoring" - werden oft private Daten gesammelt und bewertet, die Lebensumstände der Kunden beleuchten und als Entscheidungshilfe für Kredite oder Vergabe von Arbeitslosengeld dienen. Zudem seien die Entscheidungen oft intransparent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Akademie der Wissenschaften im Auftrag der Arbeiterkammer in den vergangenen Monaten durchgeführt hat.

Wussten Sie, dass Ihr Name und Ihre Adresse bei Bank-Entscheidungen eine Rolle spielt? Im Zuge der Recherche fanden Studienautoren Extrembeispiele, die zeigten, dass die Bonitätschecks in Österreich auf private Daten zurückgreifen und teilweise automatisiert und dabei oft fehlerhaft arbeiten, so die Studienautoren.

So sei bei einem großen heimischen Geldinstitut im Zuge eines Software-Updates der Überziehungsrahmen für Bezieher von Arbeitslosengeld auf Null gestellt worden. Der Fehler lag darin, dass das System keinen Unterschied zwischen vom Arbeitsmarktservice (AMS) Betreuten und AMS-Angestellten machte, die ihre Konten ebenfalls nicht mehr überziehen durften, sagte Jaro Sterbik-Lamina vom Institut.

"Das Problem ist, dass Bürger diesen Prozessen machtlos gegenüber stehen", konstatierte Sterbik-Lamina. "Wenn das jemand klar ist, wird er versuchen, Einblick zu bekommen." An sich ist das ein Recht, das in nationalen und internationalen Rechtsgrundlagen verankert ist. Der Forscher: "Das funktioniert nicht, weil die Branche nicht sehr auskunftsfreudig ist."

"Geo-Scoring" im Einsatz

Laut AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer wüssten Verbraucher oft nicht, welche Daten von wem wie verwendet werden und wie sie gewichtet werden. Besonders die Sammlung und Verwendung weicher Daten sind der Verbraucherschützerin zufolge fragwürdig: Ein Uni-Lektor mit sicherem Job und Besitzer eines Hauses wurde von einem Kreditkartenunternehmen abgelehnt. "Wir würden uns freuen, dass sie sich bei positiven Veränderungen ihrer Lebensumstände wieder bei uns melden würden", hieß es in einem Begleitschreiben. Das Haus des akademischen Mitarbeiters lag in einer schlechten Gegend in Wien Donaustadt.

"Geo-Scoring" nennt man das, den Studienautoren zufolge eine Methode, die genauso Verwendung findet wie zum Beispiel eine Bewertung von Vornamen, die oft eine Diskriminierung von Personen mit Migrationshintergrund zur Folge hat.

Zimmer kritisierte die "ziemlich dürftige Regulierung" beim Auskunftsrecht. Betroffene müssten Klarheit haben, was in eine Bonitätsbewertung einfließe. Konsumenten müssen derzeit informiert werden, wenn ihre Daten verarbeitet werden. Nach der Vorstellung der AK sollte die Auskunft auch die Datenherkunft sowie allfällige Datenempfänger und die Logik des Bewertungsprozesses umfassen. Darüber hinaus sollte geregelt werden, welche Informationen einfließen dürfen und wie alt diese sind.

Nicht zuletzt forderten die Konsumentenschützer unternehmensinterne Kontrollen. Sie wiesen auf die Verankerung einer Regelung im Regierungsübereinkommen hin. Das müsse rasch angegangen werden, forderte Zgubic.

"Credit Scoring" dient nicht immer dazu, ob jemand überhaupt für kreditwürdig befunden wird. Zimmer zufolge verlangte ein Onlineversandhaus beim Verkauf eines T-Shirts, abhängig von der Bewertung der Kunden, unterschiedliche Preise. Eine Praktik, die das Unternehmen erst nach massiven Protesten wieder eingestellt habe.