Wirtschaft

"Kriegswirtschaft": Experte schockt mit Winter-Prognose

Der Winter wird hart. Bei einem Expertentreffen des Verbunds wird sogar schon mit Energiemangel, Armut, Massendemos und völligem Chaos gerechnet.

Roman Palman
Die Gas-Krise könnte noch viel schlimmer werden.
Die Gas-Krise könnte noch viel schlimmer werden.
iStock (Symbolbild)

"Winter is coming" – heißt es nicht nur als Mahnung in der weltweiten Hitserie "Game of Thrones" (bzw. den Buchvorlagen), sondern auch in Österreich. Dank der Unsicherheit, ob Wladimir Putin in den kommenden Monaten noch weiter Erdgas durch die Pipelines nach Europa fließen lässt, explodieren hierzulande nicht nur die Preise. Die Regierung befindet sich bereits im (Vor)-Krisenmodus und versucht eiligst, die Erdgas-Speicher soweit zu füllen, damit das Land möglichst durch die kalte Jahreszeit kommt.

Dass das Österreich und auch Deutschland gelingt, zweifeln viele Experten an. Der frühere deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger zeichnet bei einem deutsch-österreichischen Expertentreffen des Verbunds in Berlin  ein Schreckensszenario: "Die Gasspeicher werden sicher nicht voll bis Herbst, wir werden eine Notbewirtschaftung erleben", warnt der erfahrene Wirtschaftspolitiker und Russland-Experte laut "Standard". "Putin spielt mit uns, will uns spalten. Er wird einmal mehr, einmal weniger Gas schicken oder gar keines, ganz wie es ihm beliebt."

Günther Oettinger (CDU) war Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Energiekommissar.
Günther Oettinger (CDU) war Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Energiekommissar.
Christoph Schmidt / dpa / picturedesk.com

Oettinger, der früher öfter mal als Schlichter im regelmäßig wieder aufflammenden Streit um Gas-Preise und die Nutzung des ukrainischen Pipeline-Netzwerks zwischen dem Kreml und Kiew vermittelt hatte, sagt, dass sich die Situation seit Kriegsbeginn völlig verändert hätte: "Weizen, Saatgut und Energie sind neben Panzern, Artillerie, Raketen und biochemischen Waffen die Hauptinstrumente, mit denen sich Russlands Präsident den Westen gefügig machen will."

Alle müssen Gas einsparen

Umso dringender sei es nun, überall wo es geht, Gas einzusparen. Auch er greift die Spartipps von Energieministerin Leonore Gewessler auf – allerdings mit drastischeren Worten: frische 18 Grad in der Wohnung und zwei Pullis am Körper seien immer noch besser, als wenn weite Teile der Industrie aus Gasmangel zusperren müssten.

Die Zahl 18 nimmt in Berlin auch Wifo-Chef Gabriel Felbermayr in den Mund, allerdings auch nicht in einem Zusammenhang, der irgendwem Freude bereiten würde: Bei einem Gas-Stopp durch Russland könnten die Energiepreise im Winter noch einmal explodieren und die Inflation mitreißen. Sie könnte sich dann auf eben bis zu 18 Prozent verdoppeln! Ab Dezember könnte es aber "möglicherweise sehr dick kommen".

Verbund-Chef <strong>Michael Strugl</strong> (l.) bei einer Pressekonferenz mit Finanzminister Magnus Brunner und Energieministerin Leonore Gewessler.
Verbund-Chef Michael Strugl (l.) bei einer Pressekonferenz mit Finanzminister Magnus Brunner und Energieministerin Leonore Gewessler.
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com

Kriegswirtschaftliche Zustände

Auch Verbund-Boss Michael Strugl schockt: die aktuellen Preissteigerungen bei Strom seien erst etwa zur Hälfte beim Endkunden angekommen, bei Gas sei aktuell noch weniger eingepreist. Die Energiepreise werden also so oder so noch weiter steigen. Die Einmalzahlungen, die die Bundesregierung plant, würden wie ein Tropfen auf einem heißen Stein verpuffen.

Im schlimmsten Falle drohen laut Strugl kriegswirtschaftliche Zustände. In Österreich würden die Menschen um die Gas-Verteilung kämpfen müssen, auf den Straßen würde es zu Massendemos kommen und Hunderttausende in Kurzarbeit rutschen – in Deutschland sogar Millionen.

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