Krise: So viele Pleiten wie nie

Die Zahl der Privatkonkurse in Niederösterreich stieg im Vorjahr um zwölf Prozent an. Abhilfe verspricht nun SP-Soziallandesrätin Karin Scheele (Foto): Die Schuldnerberatung wird flächendeckend ausgebaut. Außerdem werden Jugendliche zu Finanzscouts für ihre Mitschüler ausgebildet.

Dramatische Jahresbilanz der Schuldnerberatung Niederösterreich: 605 Anträge auf Eröffnung eines Privatkonkurses wurden 2009 gestellt. 2008 waren es noch 535 gewesen. Auch die außergerichtlichen Vergleichsversuche nahmen von 274 auf 449 (+78%) zu.
Die Durchschnittsverschuldung blieb mit 77.400 Euro pro Hilfesuchendem fast unverändert. Negative Spitzenwerte meldet die Geschäftsstelle Hollabrunn: Die von ihr betreuten Personen brachten es im Schnitt auf mehr als 95.000 Euro Schulden. Nur St. Pölten (67.980 Euro) und Zwettl (70.907 Euro) liegen unter dem Landesschnitt.
Häufigste Gründe für das Abdriften in die Misere sind Wohnraumschaffung, Scheidung oder Trennung sowie Arbeitslosigkeit. Auch viele ehemalige Selbstständige gehörten zu den 5937 Personen, die die Dienste der Schuldnerberatung 2009 in Anspruch nahmen. 2008 brauchten nur 5831 Personen Hilfe.
Wegen der tristen Beschäftigungslage ist ein weiterer Ansturm auf die Schuldnerberatung nicht auszuschließen, befürchtet deren Geschäftsführerin Roswitha Mikusch. Das schreit nach Gegenmaßnahmen: Ab heute wird der Ausbau der Schuldnerberatung verwirklicht, erklärte Soziallandesrätin Karin Scheele am Montag. In den Bezirkshauptmannschaften stehen den Betroffenen flächendeckend zumindest alle 14 Tage Profis zur Verfügung.
Ab Juni gibt es außerdem ein gezieltes Angebot für junge Leute: Jugendliche sollen zu Finanzscouts ausgebildet werden und ihren Mitschülern als Ansprechpartner in Geldfragen weiterhelfen.Emanuel Lampert