Niederösterreich

Krisenintervention – mehr Einsätze für das Rote Kreuz

2020 wurden trotz Corona-Pandemie beim Roten Kreuz NÖ mehr als 1.400 Personen betreut. Das Hilfsangebot gibt es in NÖ seit 20 Jahren.

Erich Wessely
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Krisenintervention: Steigende Einsatzzahlen beim Roten Kreuz NÖ
Krisenintervention: Steigende Einsatzzahlen beim Roten Kreuz NÖ
"Heute"/Wessely

Die Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes Niederösterreich haben in den vergangenen Jahren steigende Einsatzzahlen verbucht. 2020 nahmen trotz der Erschwernisse der Corona-Pandemie 1.452 Personen das seit nunmehr 20 Jahren bestehende Hilfsangebot in Anspruch. Um das kostenlose Service am Puls der Zeit zu halten, setzt die Rettungsorganisation auf "ständige Überarbeitung und Anpassung der Aus- und Fortbildung", wie am Dienstag betont wurde.

"Seelische Wunden müssen versorgt werden"

"Oft sind es keine körperlichen, sondern seelische Wunden, die versorgt werden müssen", hob Josef Schmoll, der Präsident des Rotes Kreuzes Niederösterreich, in einer Aussendung die Bedeutung der sogenannten seelischen Ersten Hilfe hervor. Die Krisenintervention übernimmt die Betreuung von Menschen nach traumatischen Ereignissen. Dazu zählen plötzliche lebensgefährliche Erkrankungen, Verletzung oder Tod eines Angehörigen und der Verlust der Lebensgrundlage etwa durch Naturkatastrophen.

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    Krisenintervention: Steigende Einsatzzahlen beim Roten Kreuz NÖ
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    "Heute"/Erich Wessely

    "Ziel ist die Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit und die Unterstützung des Trauerprozesses", erklärte Chefpsychologe Cornel Binder-Krieglstein. Die aus freiwilligen Mitarbeitern bestehenden Teams - im Bundesland stehen 292 psychologisch geschulte Personen und psychosoziale Fachkräfte zur Verfügung - sind durchgehend erreichbar. Die Alarmierung erfolgt durch die Einsatzkräfte an Ort und Stelle, die Betreuung bedarf allerdings auch der Zustimmung der jeweiligen Person. Für Betroffene ist das Angebot kostenlos, die Finanzierung erfolgt über Spendengelder.

    Nachfrage kontinuierlich gestiegen

    Die Nachfrage ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Verwiesen wurde auf 45 Einsätze mit 86 Betreuten 2001. Im Jahr 2019 und damit noch vor der Pandemie nahmen 2.403 Menschen das Hilfsangebot in Anspruch. Heuer gab es bis Ende September 637 Einsätze und 1.359 betreute Personen.

    Corona änderte so gut wie alles

    Apropos Corona: Die Lungenkrankheit und der allgemeine Umgang damit änderte im Vorjahr auch für die Krisenintervention so gut wie alles. Vorübergehend war der Betrieb - wo möglich - auf ein telefonisches Service umgestellt worden. Nach der Gründung einer Task Force und zusätzlichen Schulungen wurde im Winter 2020 wieder direkte Hilfe an Ort und Stelle angeboten.

    In Sachen Ausbildung sei es generell wichtig, immer wieder "aus Erfahrungen" zu lernen, betonte Binder-Krieglstein. 2014 wurde die Dauer der Schulung auf neun Tage plus einen Prüfungstag ausgeweitet, diverse weitere spezifische Unterlagen folgten. Binder-Krieglstein: "2020/21 haben wir dann auch diese Fortbildung mit e-Learning-Modulen ergänzt - sozusagen ein Gebot der Stunde."