Österreich

Kritik am AKH: "Es waren Betten frei"

Heute Redaktion
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Nach dem Fall einer schwangeren Frau, die ihr Baby verloren hat, üben Krankenanstaltenverbund und der AKH-Betriebsrat harte Kritik am AKH Wien. Die Frau war von Ärzten des AKH abgewiesen und später auch vom Krankenhaus Göttlicher Heiland nach Hause geschickt worden.

Nach dem Fall einer schwangeren Frau, die ihr Baby verloren hat, übt Wilhelm Marhold, Chef des Krankenanstaltenverbunds, und der Betriebsrat harte Kritik am AKH Wien. Die Frau war von Ärzten des AKH abgewiesen und später auch vom Krankenhaus Göttlicher Heiland nach Hause geschickt worden.

In der Nacht zum 12. Jänner bekam die 26-Jährige, die zu diesem Zeitpunkt in der 13. Woche schwanger war, plötzlich Blutungen. Die Eltern ihres Freundes brachten die junge Frau daraufhin in das Krankenhaus Göttlicher Heiland. Dort habe man sie zwar untersucht, aber mit den Worten "Ihr Kind lebt" schließlich nach Hause geschickt.

Baby nach drei Nächten im Spital verloren

Am nächsten Tag ging die Frau ins AKH, weil sie eine Ursache für ihre Blutungen erfahren wollte, wurde aber nicht einmal untersucht. Erst in der Rudolfstiftung wurde die Frau behandelt und laut einem Zeitungsbericht gab es dort erstmals eine Diagnose für ihre immer noch andauernden Blutungen: Ein Stück vom Mutterkuchen war abgegangen, weil sich dort ein Hämatom gebildet hatte. Die Schwangere wurde für drei Nächte aufgenommen. Vergangenen Sonntag verlor sie das Baby aber in der Rudolfstiftung.

Kritik vom KAV

Wilhelm Marhold, Generaldirektor des Krankenanstaltenverbundes (KAV), kritisierte das Vorgehen des AKH. Bei der Patientin habe es sich um einen "gynäkologischen Notfall" gehandelt. Das Argument des AKH, nur für Risikoschwangerschaften zuständig zu sein, ließ Marhold nicht gelten: "Das ist medizinisch, rechtlich und humanitär nicht haltbar".

Das AKH ist Marhold zufolge schon rechtlich dazu verpflichtet, Notfälle aufzunehmen. "Das kann man sich nicht nach Belieben zusammenzimmern. Das ist nicht haltbar", betonte Marhold. In der Nacht hätte das Krankenhaus auch die Kapazität gehabt, die Frau stationär zu betreuen. "Es waren Betten frei", so Marhold.

"Eine erste Konsequenz von Personalreduktion"

Der Fall hat nun den Betriebsrat der AKH-Ärzte auf den Plan gerufen. "Es ist vermutlich eine erste Konsequenz von Personalreduktionen und solche Fälle werden sich, fürchte ich, häufen, wenn weiter Personal abgebaut wird", warnte der Vorsitzende des Betriebsrats des ärztlichen AKH-Personals, Thomas Szekeres, am Donnerstag.

Auf die Frage, ob die Frau denn im AKH hätte aufgenommen werden müssen, erklärte Szekeres: "Den konkreten Fall kenne ich nicht. Aber rückblickend hätte die Frau im ersten Spital, wo sie Hilfe gesucht hat, natürlich aufgenommen werden sollen. Aber es ist immer einfacher, das im Nachhinein zu beurteilen." Er kündigte eine Betriebsversammlung an.

AKH weist Schuld von sich

Die Spitäler wiesen jegliche Schuld von sich. Die Frau habe sich im AKH in der Schwangerenambulanz zur Geburtsanmeldung und nicht als Notfall vorgestellt, so die Reaktion des Wiener Spitals. "Soweit der damals verantwortlichen Oberärztin erinnerlich ist, hat die Patientin - wenn überhaupt - von einer 'leichten Blutung' gesprochen", hieß es aus dem AKH. Und weiter: "Aus unserer Sicht sind wir daher medizinisch völlig korrekt vorgegangen und die Patientin war in der Krankenanstalt Rudolfstiftung ihrem Risikoprofil entsprechend richtig betreut."

Im Göttlichen Heiland bedauert man sehr, dass die Frau ihr Kind verloren habe. "Wie der Verlauf der Tage nach der sorgfältigen Untersuchung der Schwangeren durch zwei Ärztinnen in unserem Haus gezeigt hat, waren häusliche Bettruhe, die entsprechende Medikation und das Abwarten einer Besserung medizinisch angemessen", hieß es. Die gesetzten Schritte wären aber schließlich doch nicht genug gewesen. "Gerade in einer so belastenden Situation ist der psychologische Beistand neben der sorgfältigen medizinischen Versorgung unabdingbar", erklärte das Krankenhaus.